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Vergleichstest: Lada Priora Kombi vs. Skoda Fabia Combi – Im Osten was Neues

Ob das ein Neuwagen sei, fragte mich ein Freund überrascht, als ich mit dem Lada Priora Kombi bei ihm vorfuhr. In der Tat könnte man meinen, der Russe hätte schon einige Jährchen auf dem Buckel; hat er aber nicht.

Das es auch anders geht, beweist ein zweiter Vertreter aus dem Ostblock: der Skoda Fabia Combi braucht sich seiner Herkunft nicht schämen und kann mit modernster Volkswagen-Technik punkten.
Das man nicht alles über einen Kamm scheren darf, war uns schon vor diesem Test klar. Doch machen der Lada Priora und der Skoda Fabia eindrucksvoll deutlich, wie unterschiedlich „Ost-Autos“ sein können: Auf der einen Seite Technik, die vor 20 Jahren aktuell war, auf der anderen Seite High-Tech der besten Sorte.

Abenteuer Lada

Das Abenteuer Lada beginnt mit einem lauten Klacken, wenn man auf  die Öffnen-Taste der serienmäßigen Fernbedienung drückt. Die Türen entriegeln nämlich so laut, dass man meint, es hebe sie gleich aus den Angeln. Umgekehrt genauso: Hat man auf den viel zu weichen, schlecht justierbaren Sitzen Platz genommen und schließt die Tür, fällt diese nicht etwa satt ins Schloss sondern knallt begleitet von einem blechernen Klang zu. Da steht der Lada zwar auch einem Mercedes 190 in nichts nach, doch wurde der Baby-Benz, richtig, vor 20 Jahren gebaut.

Das Ambiente im Lada Priora Kombi erinnert eher an eine Bauerndatscha in der Taiga denn an einen Petersburger Zarenpalast, doch lässt es sich hier durchaus wohlfühlen. Die Instrumente sind gut ablesbar, die Mittelkonsole ist aufgeräumt und die Aussicht in alle Richtungen gut. Wer trotzdem meint, zum Einparken einen elektrischen Helfer zu benötigen, kann Parkpiepser ordern, die die Entfernung zum Hintermann nicht nur akustisch und per Farbsignal anzeigen, sondern auch noch die exakte Distanz in Metern angeben. Mit einer gewissen russischen Messungenauigkeit allerdings, schwankte doch die Entfernung oftmals selbst im Stillstand.

Zeitreise

Schon auf den ersten Metern geht die Zeitreise weiter: Die Sache mit dem direkten Kontakt zur Straße haben die russischen Ingenieure leider falsch Verstanden und so umgesetzt, dass man sich mitunter fragt, ob wirklich alle Fenster und Türen geschlossen sind – so laut dringen Abroll- und Windgeräusche in den Innenraum. Immerhin: Ab etwa 70 km/h übertönt die Geräuschkulisse das Quietschen und Knarzen des Hartplastiks.

Schaltung, Pedalerie und Lenkung sollte man mit etwas Toleranz begegnen – sie tun es schließlich auch nicht zu knapp. Dass das Bremspedal die Kraft nur ungenau dosieren lässt macht nichts, die Stopper gehören eh nicht zu den besten. Das Wühlen im Getriebe mag bei mancher Hausfrau freudige Erinnerungen an die Weihnachtsbäckerei wecken; ein Kochlöffel im Hefeteig fühlt sich ähnlich an. Und die bereits in einem vergangenen Limousinen-Test zitierte Vorwahl-Lenkung sorgt auch im Lada Priora Kombi wieder für Spannung beim Abbiegen und in der Kurve: Schlägt der Wagen auch wirklich die vorgewählte Richtung ein?

Problemlos von A nach B

Demungeachtet bringt einen der Lada problemlos von A nach B; wenngleich vielleicht nicht ganz sicher, sintemal ESP, Seiten- oder Kopfairbags nicht an Bord und nicht erwerbbar sind. Dennoch: Vor zwanzig Jahren gab es das auch nicht und trotzdem hat die Menschheit überlebt. Wer keine hohen Ansprüche an Luxus und Komfort hat, sondern einfach ein Auto will, bekommt mit dem Lada Priora Kombi alles, was er braucht.

Denn auf 4,40 Metern Länge bietet der Russe ausreichend Platz, für Passagiere und Gepäck, und darauf kommt es doch bei einem Kombi an. Bei voller Bestuhlung schluckt das Gepäckabteil 444 Liter, klappt man die geteilte Rückbank um sind es 1.020 Liter. Damit zählt der Lada zwar nicht zu den Lademeistern, doch reicht es für den alltäglichen Gebrauch in der Regel aus. Und dank der robusten Auskleidung des Kofferraums können auch bedenkenlos Gartenabfälle oder Waschmaschinen transportiert werden.

Robuster Motor

Zudem ist der Priora mit seinen 98 PS – das ist der einzige Motor – gar nicht mal schlecht motorisiert. Der 1,6-Liter-Vier-Zylinder läuft zwar nicht ganz so kultiviert, wie manch hochgezüchtetes Aggregat der Konkurrenz, sorgt aber immerhin für eine Höchstgeschwindigkeit von über 180 km/h und dürfte dank des sparsamen Einsatzes empfindlicher Elektronik wenig fehleranfällig sein. Außerdem können Bastler hier noch selbst Hand anlegen. Mit rund acht Liter Verbrauch ist der Benziner aber auch nicht der sparsamste (Werksangabe 6,3 Liter).

Nur 5,2 Liter soll das Turbo-Aggregat im Skoda Fabia konsumieren, in der Praxis ist der Tscheche allerdings nicht wirklich sparsamer als der Lada. Der 1.2 TSI entwickelt zwar nur 86 PS, doch beschleunigt der Skoda damit fast so schnell wie der Lada, nämlich in knapp unter zwölf Sekunden. In Sachen Laufruhe und Geräuschkulisse liegt das Wolfsburger Aggregat freilich meilenweit vorne.

Mehr Platz auf weniger Länge

Obwohl der Skoda um gut zehn Zentimeter kürzer ist, schluckt sein Gepäckabteil mit bis zu 1.485 deutlich mehr Gepäck, als der Lada. Für die Passagiere ist das Platzangebot ähnlich, allerdings sitzt man im Fabia auf deutlich besser gepolstertem Gestühl und in einem vom VW-Konzern gewohnt übersichtlichen Interieur.

Zwar ist die Verarbeitungsqualität nicht auf Audi-Niveau, doch gibt es gerade in Anbetracht des Preisleistungs-Verhältnisses nichts zu meckern – allerdings auch nichts zu entdecken. So wirft der Lada Rätsel auf, wie etwa die Frage, was sich hinter dem mit dem Wort „Open“, in der Praxis aber nur schwer zu öffnenden Fach in der Mittelkonsole verbirgt. Im Skoda ist alles wie immer bei VW – perfekt, und ein bisschen langweilig.

Keine Überraschungen

Gleiches beim Fahren: Überraschungen, weder positive noch negative, gibt es hier nicht. Der Motor ist ausreichend stark, das Fünf-Gang-Getriebe präzise zu schalten und gut abgestuft, die Federung ist auf Komfort getrimmt – im Lada fragt man sich mitunter, ob er überhaupt eine Federung hat – und die Lenkung arbeitet exakt und gibt dem Fahrer genügend Rückmeldung. Von Abenteuer keine Spur mehr.

Die Abschaffung des Abenteuerlichen lässt sich Skoda allerdings teuer bezahlen. 13.680 Euro verlangen die Tschechen für den Combi 1.2 TSI in der Basisausstattung, Lada möchte nur 9.990 Euro für den Priora Combi. Und wer jetzt denkt, der Russe käme dafür nackt daher, der irrt: Ausstattungsbereinigt steigt die Differenz sogar auf 4.640 Euro; wobei sich manche Extras gar nicht berechnen lassen.

So bringt der Lada gegenüber dem Skoda noch Metallic-Lack, die geteilte Rückbank und elektrische Fensterheber vorn mit, was zusammen mit 950 Euro auf der Fabia-Rechnung steht. Die ebenfalls beim Priora serienmäßigen, elektrisch einstellbaren Außenspiegel und die Multifunktionsanzeige hat Skoda in der Basis-Version dagegen gar nicht im Angebot. Dafür wartet der Tscheche mit Seiten- und Kopfairbags und ESP auf, was es beim Russen nicht mal gegen Geld gibt. Zudem lassen sich in den Fabia gegen Bezahlung freilich weitere Extras packen (etwa Lederausstattung oder Navigationssystem), die man auf dem Lada-Bestellschein vergebens sucht.

Fazit

Um Sieg und Niederlage soll es in diesem Test nicht gehen. Natürlich ist der Skoda Fabia das bessere Auto und nimmt der tschechische Autobauer die Spitzenposition unter den Ost-Herstellern ein – wenn auch mit deutscher Schützenhilfe. Lada hingegen beweist, dass unsere Vorurteile doch nicht ganz falsch sind und schickt den Priora-Fahrer auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. Dass diese deutlich spannender ist als das High-Tech-Erlebnis Skoda Fabia, steht aber genauso außer Frage. Und de facto erfüllt der Lada seine Aufgaben – Passagiere und Gepäck von einem an den anderen Ort zu bringen – tadellos. Und das deutlich günstiger als der Skoda.   

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