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Test: Smart electric drive – Zwanzig Meter Kabel

Das einen ein Testwagen schon Tage vor seiner Ankunft beschäftigt, ist eher selten. Einer hat es geschafft, und zwar nicht nur ob der Vorfreude auf ihn: der Smart electric drive.

Noch bevor der Smart electric drive, übrigens unser erstes Elektro-Testauto, überhaupt emissionsfrei auf unseren Hof rollte, galt es eine elementare Frage zu klären. Wo laden wir den Kleinen auf? Kurz zuvor hatten wir einen Elektro-Roller zum Test, der konnte mit in die Redaktion in den sechsten Stock kommen. Aber den Smart bringen wir trotz seiner handlichen Abmessungen beim besten Willen nicht in den Aufzug.

Parkplatz mit Steckdose...

Ein Parkplatz mit Steckdose musste also her – und die Suche nach selbigem sollte uns in den nächsten Tagen noch häufiger beschäftigen. Wir waren angekommen, im Elektromobilitäts-Alltag. Denn dass die eigentliche Technik, das elektrische Fahren, problemlos funktioniert, das haben wir erwartet. Die Krux an der E-Mobil-Sache ist tatsächlich das Laden.

In unserer Tiefgarage war schließlich ein Plätzchen mit Stromanschluss gefunden, an dem der Smart eifrig Elektronen futtern durfte. Und die Stadtwerke München haben im Stadtgebiet immerhin 18 Standorte mit Ladesäulen, an denen der Smart, nach einmaliger Registrierung, betankt werden kann – dank Abrechnungsproblemen derzeit sogar kostenlos. Doch immer in die Stadt fahren zum Laden ist auch keine Lösung.

... oder langes Kabel

Und zu Hause? Wenn der Smart in der eigenen Garage oder unter dem Carport steht, kann er dort sicher problemlos angestöpselt werden. Ich wohne aber im dritten Stock. Ohne eigenen Stellplatz. Ohne Ladesäule in meinem Viertel. Und damit scheidet die Möglichkeit des Zuhause-Aufladens aus. Es sei denn man lässt, wie ich, ein zwanzig Meter langes Kabel vom Balkon zu Boden, parkt den Smart auf dem Gehweg darunter und setzt sich den teils bösen Blicken und neugierigen Fragen irritierter Nachbarn aus.

Das hochgesteckte Ziel der Regierung, bis zum Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen, steht und fällt vornehmlich mit der Infrastruktur. Und ob die sich in den nächsten Jahren dermaßen verbessert, ist fraglich. Sicher, die Akkus werden leistungsstärker werden und die Reichweiten damit anwachsen – das aber ersetzt nicht das unvermeidliche Laden, sondern zögert den Moment nur hinaus, an dem der Smart an die Steckdose muss.

130 Kilometer sind kein Problem

Immerhin: Schon mit der aktuellen Generation des Elektro-Smarts kann man 135 Kilometer weit stromern, verspricht Daimler. Und damit haben die Schwaben nicht übertrieben. Nach 105 Test-Kilometern unter Alltagsbedingungen, vorwiegend in der Stadt mit ein paar kurzen Autobahnetappen, zeigte die Tankuhr eine Restladung von noch 25 Prozent an, die für rund 30 weitere Kilometer gereicht hätten. Zumal man den Verbrauch nicht nur durch die Fahrweise beeinflussen kann: Wer Verbraucher wie Radio, Klimaanlage und – ganz schlimm – das Gebläse der Lüftung abschaltet, spart Strom und gewinnt Kilometer.

Hat man den Smart irgendwann leer gefahren, muss er – bei Verwendung einer normalen Haushaltssteckdose – für rund acht Stunden ans Stromnetz, bis die zwischen den Achsen montierten Lithium-Ionen-Akkus mit 16,5 Kilowattstunden, die übrigens von Tesla stammen, wieder voll sind. 80 Prozent der Ladung sind bereits nach rund vier Stunden erreicht. Wie viel Strom der Smart schon geschluckt hat, lässt sich über ein Internetportal oder eine eigens entwickelte iPhone-App abfragen. Man erhält so Auskunft darüber, wann der Elektronenspeicher voll ist und wie weit man käme, wenn man den Smart jetzt abstöpsele.

Sieger an der Ampel

Für ein langes Wochenende in der Stadt hat eine komplette Stromladung allemal ausgereicht, selbst mit regelmäßigem Kickdown. Denn tritt man das Gaspedal ganz durch, werden, für maximal zwei Minuten, die vollen 30 Kilowatt (das entspricht 41 PS) Leistung des wie bei allen Smarts im Heck montierten Motors abgerufen. Außerdem stehen seine 120 Newtonmeter stets ab der ersten Umdrehung zur Verfügung, was den Smart electric drive nicht nur zur schnellsten Beschleunigung aller Smarts verhilft (nach 6,5 Sekunden ist Tempo 60 erreicht), sondern ihn auch zum Sieger der meisten Ampelstart-Duelle erklärt.

Fährt man gesittet, ruft die Elektronik nur 20 Kilowatt vom Motor ab, also rund 27 PS, die zum Mitschwimmen im Stadtverkehr und für die maximal 100 km/h auf der Autobahn vollends genügen – obwohl der E-Smart mit gut einer Tonne Gewicht an die 130 Kilogramm schwerer ist als ein herkömmlicher ForTwo. Das Mehrgewicht, das vor allem den Akkus zuzuschreiben ist, sorgt im Gegenteil sogar dafür, dass der Smart etwas komfortabler federt als seine holprigen Artgenossen.

Leise, aber nicht still

Noch angenehmer macht das Fahren die Tatsache, dass beim electric drive das lästige Schaltruckeln entfällt – der Stromer hat nämlich nur einen Gang. Der reicht für beide Richtungen, denn beim Rückwärtsfahren dreht der Elektromotor einfach andersrum. Übrigens: Ganz gleich wie rum der Motor gerade läuft, sein hochfrequentes Surren klingt immer ein bisschen wie eine kleine Straßenbahn und das Vorurteil, Elektroautos seien lautlos, sei hiermit widerlegt. Sie sind leise, aber nicht still.

Ganz still hingegen ist so mancher Fußgänger, weil ihm vor Staunen der Mund offen stehen bleibt, wenn der Stromer sich an der Kreuzung ja durchaus auf leisen Pfoten anschleicht. Und es wird auch noch einige Zeit dauern, bis die E-Flitzer zum Straßenalltag gehören. Obwohl mir bei unserem einwöchigem Test immerhin zweimal ein anderes Elektro-Auto begegnet ist – eins davon hat sogar meinen Ladesäulen-Platz belegt...

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