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Test: Seat Leon 2.0 TDI – Anspruchserfüller

Lange Jahre wollten Anspruch und Wirklichkeit nicht so recht bei Seat zueinander passen. „Auto emocion“ klang zwar exotisch, doch die Produkte haben entsprechende Gefühlswallungen kaum geweckt.

Enjoyneering – der noch junge Seat-Claim – passt hingegen deutlich besser zum frisch aufgelegten Leon: Denn der fesche Golf-Ableger weckt einerseits Lust und macht Spaß und er ist zu allem Überfluss auch noch eine günstige Alternative zu den technisch eng verwandten Konzernbrüdern A3 und Golf. Apropos Golf, alter Musterschüler: Du bist ganz gewiss kein hässliches Auto, doch dein Design ist auch in der siebten Auflage wie eh und je: sachlich und wieder einmal ohne das gewisse Etwas. Und hier kann dich der neue Leon ziemlich alt aussehen lassen. Obwohl Technik-Zwillinge, trägt der Spanier ein deutlich ergreifenderes Blechdress. Und damit hat Seat endlich die Linie gefunden, um sich als eine Art Alfa Romeo des VW-Konzerns zu etablieren. Neuerdings kann auch ein volksnaher Seat die Blicke auf sich ziehen.

Das Kopfverdreher-Potenzial hat unser Testexemplar unter anderem auch seiner gehobenen Ausstattung mit schicken Alurädern, effektvoller Lackierung und den scharfen LED-Tagfahrlichtern zu verdanken, die die optionalen und fantastisch hell leuchtenden LED-Scheinwerfer eindrucksvoll rahmen. Und auch sonst: Die Proportionen stimmen und die Lichtkanten verleihen dem Blechkleid eine herrliche Grunddynamik – so geht Auto emocion.

Gut geschnitten

Eine Spur sachlicher präsentiert sich hingegen der Innenraum, der aber nichtsdestotrotz viel Anlass bietet, sich in ihm wohl zu fühlen. Da wäre zum einen das Platzangebot, das für alle Passagiere gut ist und außerdem noch ausreichend Gepäckraum und eine klassenübliche Variabilität für den Alltag bietet. Zwischen 380 und 1.210 Liter kann der Stauraum aufnehmen.

Trotz eines stellenweise durchaus progressiven Designs fallen am Arbeitsplatz aber auch weniger charmante Kunststoffe ins Auge. So ist der haptische Eindruck der Hartplastik-Einlagen in der Mittelkonsole dem Kompaktsegment fast schon unwürdig. Die bei Golf und A3 vorhandene Gurthöhenverstellung oder eine elektrische Feststellbremse gibt es für das spanischen Spar-Derivat nicht. Der Wermutstropfen: Der Leon-Fahrer kann noch klassisch den Hebel in der Mittelkonsole ziehen, was ihm die Chance gibt, lustvolle Heckschleuder-Bremsungen einzuleiten.

Preiswert-Lösungen

Recht einfache Lösungen bietet auch das Multimedia-Navisystem, welches eher auf die Bedürfnisse von kostenbewussteren Kunden hin ausgelegt wurde und nicht die edle Anmutung oder Funktionalitätstiefe bietet, wie man sie im A3 oder Golf für allerdings auch teures Geld bekommen kann. Bei Seat kann man maximal 690 Euro für den vollintegrierten Wegfinder ausgeben. Eindeutig gut gefallen haben uns dafür die Sportsitze der von uns getesteten FR-Version, die mit herrlichem Seitenhalt und gutem Langstreckenkomfort verwöhnen.

Herrlicher Diesel

Wie bei allen anderen Golf-Verwandten gibt es auch für den Leon den formidablen, bulligen 2.0 TDI, der in seiner von uns getesteten schwächeren Version 150 PS und 320 Newtonmeter bei 1.750 Touren an die Vorderräder wirft, die mit dieser bisweilen recht wilden Kraft sogar erstaunlich geschmeidig zurechtkommen. 8,4 Sekunden für den Sprint und 215 km/h Topspeed – der naturgemäß eher sparsame Diesel kann wird dem Wort „joy“ in Enjoyneering in überzeugender Weise gerecht. Vor allem der herrliche Durchzug wird Langstreckler auf der Autobahn immer wieder begeistern. Hinterherfahren müssen meist die anderen.

Ebenso machen das allgemein niedrige Geräuschniveau und das ausgewogene Fahrwerk das Kilometerfressen zu einem überaus angenehmen Zeitvertreib. Zugegeben, das Sportfahrwerk der FR-Ausstattung kann im Stadtverkehr schon mal mit etwas mehr Härten als nötig nerven, doch bekommt man dafür im Gegenzug ein recht scharf abgestimmtes, kurvenfreudiges Alltags- und Familienauto, welches Papa beim alleinigen Sonntagsausflug auf einsamen Landstraßen auch zum lustbetonteren Zeitvertreib hernehmen kann.

Zurückhaltung fällt schwer

Allerdings hat diese Freude an Dynamik auch eine Schattenseite, nämlich den praktisch meist etwas gehobenen Verbrauch. Eigentlich sollte sich der Leon 2.0 TDI mit manuellem Sechsgang-Getriebe mit knapp über vier Litern Diesel auf 100 Kilometer bescheiden, doch konsumierte der Diesel auf unseren Testfahrten zwischen 6 und 8 Liter. Andererseits macht der Leon auf Langstreckentouren süchtig nach dem Expressmodus, was dann Praxisaufschläge von zwei bis vier Liter Diesel unabwendbar werden lässt.

Immerhin bietet der Seat Leon dem geneigten Käufer noch eine besondere Sparoption: Nämlich den Kaufpreis, der deutlich unterhalb der Preise für die Technikbrüder VW Golf und Audi A3 liegt. Konkret kostet die viertürige Basisversion des 2.0 TDIs knapp über 24.000 Euro. Damit ist der Leon so ziemlich genau zehn Prozent günstiger als ein vergleichbar motorisierter und ausgestatteter Golf. Allerdings kann das Wolfsburger Pendant für diesen Aufpreis auch einen spürbar besseren Qualitätseindruck vermitteln.

Optionsüchtige brauchen den Golf

Eine andere Kehrseite des Leon sind seine bescheideneren Ausstattungsoptionen: Hier bietet der Golf den Kunden deutlich mehr Möglichkeiten als ein Leon, der als einziges Schmankerl LED-Scheinwerfer (1.190 Euro) bieten kann. Der Vorteil beim Leon: Selbst eifrigste Häkchensetzer werden den Preis des Spaniers mit 2.0 TDI nur knapp über 30.000 Euro treiben können, während ein Golf angesichts seiner vielen verführerischen Extras sogar bis an die 40.000 Euro kosten kann. Lange hat die spanische VW-Tochter Seat gebraucht, eine Designlinie zu finden, die tatsächlich dem emotionalen Anspruch der Marke gerecht wird. Der Leon ist nun der Hingucker geworden, den man bei Seat so schmerzlich vermisst hat.

Doch nicht nur optisch vermag der Leon gefallen, auch technisch ist er ein in vielfacher Hinsicht begeisterndes Auto. Vor allem der 2.0 TDI ist eine Wucht und ist vor allem für Fahrer eine Empfehlung, die viel auf Autobahnen unterwegs sind. Doch auch für alle anderen Verkehrssituationen ist der Leon gut gerüstet. Wenngleich das Sportfahrwerk der FR-Ausstattung manchmal etwas hart wirken kann.

Diese ansonsten jedoch ausgewogene VW-Kost ist im Fall des Leon nicht nur besonders attraktiv verpackt, sie ist außerdem noch interessant eingepreist, denn im Vergleich zum technisch nahezu identischen Golf ist der Leon gut 10 Prozent günstiger. Für diesen Preisvorteil muss der Leon-Fahrer lediglich ein paar kleinere Abstriche in Kauf nehmen, die aber doch die schicke Verpackung wieder wett gemacht werden.

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