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Test: Opel Speedster – Monster

Ein Opel Speedster im Testwagen-Fuhrpark schafft nur Probleme. Erstens kriegt man ihn nur für eine Woche. Zweitens kann man in dieser Woche keinen Urlaub nehmen, sonst würde das ja gleich als Privatvergnügen eingestuft.

Drittens wollen alle anderen auch mal ran und viertens ist er zu flach für die Parkhausrampen. Bereits der normale Speedster mit 2,2 Liter Saugmotor und 147PS ist ein Kurvenräuber erster Sahne. Das Mittelmotorkonzept verleiht ihm einen hoch angesiedelten, wenn auch sehr schmalen Grenzbereich. Auf der abgesperrten Rennpiste mit Auslaufzonen und Kiesbett aber eine sicher Angelegenheit.

Uns stand jedoch ungleich Härteres bevor: Eine Woche lang sollte sich die 200PS starke Turboversion im Test bewähren - und wir nahmen diesen Auftrag ernst. Stadtverbrauchszyklus oder Übersichtlichkeit beim Einparken waren keine Kriterien, vielmehr sollte das Sport- und Spaßpotenzial auf öffentlichen Straßen ausgelotet werden.

Ein Leistungsgewicht von 5kg pro PS in Verbindung mit einem vehementen Turboschub ab 4.000 Umdrehungen, Serienreifen und fehlendem ESP versprachen einen Ritt auf der Kanonenkugel. Bedachtheit im Umgang mit dem Gaspedal war also angesagt.

Will man das rote Monster bewegen, gilt es, einige Hürden zu überwinden. Zunächst sollte es nicht regnen, damit man vor dem Einsteigen das kleine Stoffverdeck abnehmen kann. Ansonsten bleibt einem nur ein umständliches Geschlängle, was man zumindest mal auf einem leeren Parkplatz übern sollte.

Das Targa-Dach ist mit wenigen Handgriffen entfernt und verstaut. Vor dem Hinsetzen sollte man den Sitz ganz nach hinten fahren, damit die ungelenken Beine unter dem kleinen Momo-Lenkrad durchpassen.

Nachdem der Motor mittels Starterknopf zum Leben erwacht, geht es mit leicht zitterndem Kupplungsfuß Richtung Ausfahrt. Die Gänge rasten im ungedämmten Fünfganggetriebe nachhaltig ein, die Schaltwege sind ultrakurz. Beim Linksabbiegen über die Straßenbahnschienen hoppelt der Speedster ungefiltert, die nachfolgende Beschleunigung macht einen diese mangelnde Stadttauglichkeit jedoch gleich wieder vergessen.

Das Ziel ist klar: Die bayerischen Alpen südlich von München. Der Vollständigkeit halber geht es hinwärts über die Autobahn, um die Höchstgeschwindigkeit zu testen. Immerhin stehen mutige 240 km/h im Fahrzeugschein.

Sobald der Motor warm ist und die Außentemperaturen über 25 Grad steigen, sollte man die Fenster geschlossen halten: Der unter der vorderen Haube platzierte Wasserkühler produziert bei flotter Gangart nämlich enorm viel Abwärme, die nach oben austritt, dann seitlich abfließt und unterhalb der Außenspiegel mit Macht ins Fahrzeuginnere will.

Ein zweiter Vorteil geschlossener Fenster offenbart sich oberhalb von 180 Sachen. Ein Wirbelsturm fegt durchs Cockpit und bringt allerlei Straßenstaub mit. Eine Brille empfiehlt sich, am besten eine geschlossene Flieger- oder Skibrille. Sieht zwar blöd aus, hilft aber, offen die 200er-Marke zu erreichen.

Selbst bei diesem Tempo legt der rote Kracher noch ordentlich zu. Tatsächlich haben wir die 240 km/h erreicht, aber nur kurzzeitig, denn schnell fahren ist seine Sache nicht. Der Auftrieb - an der Vorderachse nimmt zu, sie wird spürbar leichter, was sich in einem nervösen Fahrverhalten äußert. Topspeed ist machbar, aber kein Spaß.

Der kommt jetzt aber mit der Autobahnausfahrt Miesbach in Blickweite. Kurz vor dem verruchten Irschenberg verlassen wir die A8 in Richtung Schliersee. und weiter nach Bayrischzell. Dahinter liegt das Skigebiet Sudelfeld, ab Ostern ein beliebter Bikertreff wegen der gut ausgebauten, variantenreichen Kurven der Passstraße. Hier soll sich der Speedster warme Sohlen holen.

Am Fuß des Wendelstein zieht sich die Bergstraße in zunächst weiten Kurven nach oben, Motorradfahrer werden vorsorglich per Schild vor zu hoher Geschwindigkeit gewarnt. Die erste Runde dient der Streckengewöhnung. Nach dem ersten Dutzend Kurven hören wir auf zu zählen, sind aber noch nicht am höchsten Punkt angelangt. Die ersten Biker überholen uns - wartet nur!

Erste kleine Ausflüge in den Grenzbereich quittiert der leichte Roadster mit deutlichem Übersteuern, der Turbo setzt spontan ein, was beherztes Gegenlenken erfordert. Die hinten aufgezogenen 225er Reifen mit 45er Querschnitt auf den schönen 17-Zoll Alus bieten noch nicht den besten Grip. Ein paar solcher Manöver später und zurück in Bayrischzell klebt der Wagen schon spürbar satter auf der Straße.

Beim zweiten Anlauf wird nun jede Kurve sportlich angegangen. Der Wagen reagiert spontan auf Lenk- und Gasbefehle, die superdirekte Lenkung funktioniert fast schon telepathisch: Du peilst die Kurve an und schon bist Du auf der Ideallinie durch.

Lastwechsel provozieren mit Leichtigkeit ein eindrehendes Heck, mit den mittlerweile warmen Reifen allerdings wesentlich weniger abrupt als zu Beginn, der Grenzbereich ist spürbar nach oben verlagert worden.

Die jetzt auftauchenden Biker haben es schon nicht mehr so leicht mit dem Überholen, der Speedster legt Kurventempi vor, die den meisten Motorradfahrern Respekt abnötigen. Nur die Härteren ziehen noch an uns vorbei. Wie schon auf der Rennstrecke bewährt sich extrem spätes Anbremsen der Kurven, die 288 Millimeter messenden, innenbelüfteten Scheibenbremsen verzögern phänomenal, unterstützt vom wimmernden ABS. Wenn am Kurveneingang die richtige Geschwindigkeit und der passende Gang anliegen, geht es derart zügig durch die Kurve, dass sie aus Sicherheitsgründen weit einsehbar sein sollte.

Am Scheitelpunkt des Passes, dem Rastplatz des Café "Kotz" (Beifahrer werden erklären können woher es seinen Namen hat) wenden sich alle Blicke dem roten Monster nach, was wohl am sportlichen Motorklang und den extrem schnellen Gangwechseln liegt. Die beiden knallroten Lotus Elise, die uns entgegenkommen und kollegial grüßen, fallen da schon gar nicht mehr auf.

Einsetzender Regen zwingt uns nach nur vier Runden zu einem Stopp, um dem Speedster seine Mütze zu verpassen. Das ist schnell erledigt, braucht jedoch eine ruhige Hand und keine Hast. Das Verdeck besteht nur aus zwei Holmen mit dazwischen gespanntem Verdeckstoff, das ganze kann bei Bedarf durch zwei Längsstreben versteift werden. Weil der Regen nicht aufhören will und die rote Schüssel nur bei trockener Fahrbahn flott bewegt werden sollte, machen wir uns auf den Rückweg.

Der führt uns auf einen kurzen Abstecher beim Spitzingsee vorbei und dann weiter Richtung Tegernsee um schließlich nach einer gemütlichen Landpartie in München zu enden.

Noch ganz in Gedanken an die zurückliegenden Kurven, halte ich plötzlich meinen Führerschein in der Hand. Den Klasse Eins Lappen fürs Motorrad habe ich ja auch noch. Aber ich bin mir sicher, dass ich den nicht mehr brauchen werde...

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