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Test: Jeep Grand Cherokee 3.0l V6 Multijet – Wuchtbrumme

Beeindruckend temperamentvoll, von kräftiger Statur. Was der Duden als Erklärung für Wuchtbrumme bereithält, könnte im Automobil-Lexikon auch unter dem Stichwort Jeep Grand Cherokee stehen. Vor allem, wenn unter der Haube der Dreiliter-Diesel steckt.

Leicht hat es der 2.987 Kubikzentimeter große Sechszylinder-Diesel nicht, will er den 4,82 Meter langen Jeep Grand Cherokee in Bewegung setzen. Schließlich muss die Trägheit von mindestens 2.347 Kilogramm überwunden werden. Doch mit der Wucht von 550 Newtonmetern an allen vier Rädern wird der Koloss sanft, aber nachdrücklich angeschoben. Schon ab 1.500 Umdrehungen zeigt der Multijet-Diesel Wirkung, sein Kraftmaximum erreicht er zwischen 1.800 und 2.800 Touren; eine Anfahrschwäche sucht man hier vergebens.

Der V6 stammt nicht mehr, wie im Vorgänger, aus dem Mercedes-Benz-Regal, sondern von VM aus Italien; die namensgebende Multijet-Einspritztechnik kommt von der Jeep-Mutter Fiat. Souverän beschleunigt damit der 241 PS starke Diesel den Grand Cherokee in knapp über acht Sekunden auf Tempo 100, maximal läuft die Wuchtbrumme 202 km/h. Und auch für Zwischensprints oder zum Überholen hält die harmonisch zusammenarbeitende Kombination aus durchzugsstarkem Motor und Fünfgang-Automaten – der ist nach wie vor vom Daimler – ausreichend Reserven bereit.

Wenig Sparpotential

Allerdings verlangt der Grand Cherokee auch nach 8,3 Liter Diesel je 100 Kilometer. Mindestens; auf der Autobahn pendelte sich unser Testverbrauch bei knapp zehn Litern ein, in der Stadt nahm sich der Jeep über zwölf. Die Konkurrenz, etwa in Form eines Mercedes-Benz ML 350, braucht bei mehr Leistung nur 6,8 Liter. Vor allem ein, zwei Gänge mehr könnten dem Jeep zum Sparen verhelfen.

Dem Geländewagentraditionalisten zum Frontantrieb zu raten, wäre hingegen ein Frevel; freilich ist der permanente Vierradantrieb Quadra-Drive II serienmäßig. Er verteilt die Kraft mittels elektronisch gesteuerter Lamellenkupplung variabel zwischen den Achsen; erstmalig sind beim Grand Cherokee auch an der Hinterhand die Räder einzeln aufgehängt. Getriebeuntersetzung (2,72) und ein sperrbares Mittendifferential sind ebenso Serie wie eine elektronisch geregelte Sperre an der Hinterachse.

Für jeden Untergrund

Wann welche Sperre zu aktivieren ist, darüber muss sich der Fahrer wenig Gedanken machen. Über das Selec-Terrain-System wählt er einen der fünf verfügbaren Fahrmodi an – Auto, Sport, Schnee, Sand oder Felsen – und überlässt den Rest der Elektronik. Nur die Untersetzung muss separat eingelegt werden, außerdem gibt es eine Bergabfahrhilfe. Und in der von uns getesteten Overland-Ausstattung ist auch die fünffach höhenverstellbare Luftfederung ab Werk an Bord.

Sie erlaubt im Gelände bis zu 270 Millimeter Bodenfreiheit; dass, was die serienmäßigen 20-Zoll-Räder an Komfort einbüßen, kann sie aber nicht ganz ausfedern. Für ein SUV, noch dazu ein amerikanisches, ist der Grand Cherokee zu straff. Dafür zeigt der Jeep, der übrigens auf der alten Generation der Mercedes M-Klasse aufbaut, dynamische Fähigkeiten. Satt und sicher liegt er auf der Straße und die Seitenneigung ist – für einen hochbauenden Zweitonner –gering. Nur selten muss das ESP korrigierend eingreifen.

Umfangreiche Ausstattung

Wenn auch die Feder-Dämpfer-Abstimmung etwas hart ausfällt, so sorgt wenigstens das große Gestühl für anständigen Komfort. Überhaupt lässt es sich im Grand Cherokee vortrefflich Reisen, Platz bietet er dank 2,92 Meter Radstand reichlich. Auch im Kofferraum, der schluckt bei umgeklappter Rückbank bis zu 1.554 Liter, sonst gehen 782 Liter rein; in der Overland-Ausstattung schließt und öffnet die Heckklappe elektrisch per Fernbedienung und im Gepäckraum gibt es eine praktische LED-Taschenlampe.

Überhaupt sind im Preis von 58.900 Euro für den 3.0l V6 Multijet Overland fast alle Annehmlichkeiten Standard. Bi-Xenon-Licht, Abstands-Tempomat, Klimaautomatik, schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, Regensensor, elektrisch einstellbare Ledersitze, Fernlichtassistent, Totwinkel-Warner, beheiztes Lenkrad und Navigationssystem machen den Aufenthalt angenehm. Für die Sicht nach oben sorgt ein zu öffnendes Panoramadach, nach hinten unterstützt die Rückfahrkamera den Überblick. Dank seiner kastigen Form ist der Jeep ohnehin gut überschaubar; mit 11,6 Meter Wendekreis aber nicht wirklich wendig.

Geld ausgeben lässt sich in der Overland-Ausstattung nur noch für den Metallic-Lack (800 Euro) oder das DVD-Entertainmentsystem (1.550 Euro). Dieses kommt mit zwei Monitoren im Fond, dafür entfällt das Glaspanoramadach; ein Tausch, den Familien mit Kindern gern eingehen werden: So sind die Kleinen auch bei längeren Reisen beschäftigt. Und dank der mitgelieferten Kopfhörer müssen die Erwachsenen auch nicht zum siebzehnten Mal mit anhören, wie Benjamin Blümchen den Zoo rettet. Lange Zeit konnte sich der Jeep gegen die Domestizierung des Geländewagens wehren, mittlerweile ist aber auch der Grand Cherokee kein Offroader mehr, sondern ein SUV. Seine Fähigkeiten im Gelände sind nach wie vor unbestritten und die verschiedenen Fahrprogramme erleichtern Ausfahrten abseits der Straße – nutzen wird dieses Potential aber kaum mehr jemand.

Auf der Agenda stehen heute eher bequemes Reisen, hier muss Jeep das Fahrwerk noch etwas feiner justieren, Platz – davon hat es ausreichend und an den Haken dürfen weitere dreieinhalb Tonnen – und Komfort; zahlreiche Annehmlichkeiten verwöhnen im Overland die Passagiere. Was dem Grand Cherokee 3.0l V6 fehlt, ist eine moderne Automatik mit mehr als fünf Gängen. Zwar arbeitet der alte Daimler-Automat vorbildlich, doch Spritsparen ist nicht seine Paradedisziplin.

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