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Test: Ford Fiesta ST – Killer

Lange hatte sich Ford Zeit gelassen, vom bereits 2008 neu aufgelegten Fiesta eine ST-Variante aufzulegen.

Doch das Warten hat sich gelohnt, denn dem US-Konzern ist es auf ein Neues gelungen, ein fahrdynamisches Ausnahmetalent auf die Straße zu bringen, das sich einerseits als segmentspezifisches Maß der Dinge empfiehlt und dennoch dem Wettbewerb auch preislich davon fährt. Optisch hält sich der kleine Muskelprotz sogar halbwegs zurück. Der auffällig aufgerissene Schlund ziert seit dem 2013er-Facelift ohnehin alle Fiesta und sind es ansonsten noch spezielle LED-Tagfahrlichter und ein paar auffälligere Anbauteile wie die Seitenschweller oder der Dachkantenspoiler, sowie eine Tieferlegung, 17-Zöller und zwei Auspuffrohre, die höhere Dynamikfreuden verkünden.

260er-Tacho

Der Blick ins Innere stimmt deutlicher auf das Thema des ST ein: 260er-Tacho, Sportlenkrad oder Edelstahlpedale versprühen den verruchten Flair von Pistengaudi. Zudem umklammern die vorderen Insassen ziemlich wuchtig wirkende Sportsitze von Recaro. Die Sitze sind gut, doch nimmt man im Fiesta eine für Sportwagen untypisch hohe Sitzposition ein. Doch daran gewöhnt man sich, und hat trotz der starken Umklammerung sogar auf längeren Fahrten eine erträglich komfortable Sitzposition.

Der bassige Motorsound und die fast kompromisslos harte Fahrwerksabstimmung lassen dann überhaupt keinen Zweifel mehr daran, hier einen extrascharfen Fiesta zu bewegen. Die Kehrseite sind ein schlicht zu hoppeliger Unterbau und eine recht dumpfe und irgendwie künstlich anmutende Sportakustik. Das wirkt gewollt laut. Diese die Autoalltagstauglichkeit eher einschränkenden Eigenschaften dürften auf die sportlich orientierte Klientel hingegen ihren ganz besonderen Reiz ausüben.

Sehr lebendige 182 PS

Entscheidend aber ist: Trotz der künstlich provozierten Krawallo-Akustik ist der Motor alles andere als ein Möchtegern. Der nur 1,6 Liter große Vierzylinder mobilisiert dank Turboaufladung stolze 182 PS und 240 Newtonmeter und man bekommt das Gefühl, jede einzelne Pferdestärke zu spüren und das zu jeder Zeit. Denn ob aus dem Drehzahlkeller oder bis zu den maximal 6.500 Touren mag der kleine Ecoboost-Motor mit unglaublicher Wachsamkeit und stets souveräner Kraftentfaltung ein Dauerquell der Freude. Das Aggregat wirkt nie zugeschnürt oder synthetisch, sondern feinnervig, ehrlich und irrsinnig lebendig.

Eigentlich hat man keine Zweifel an den Werksangaben, doch die von Ford proklamierten 6,9 Sekunden haben wir dennoch um eine halbe Sekunde verfehlt. Bei der Höchstgeschwindigkeit dürfte es hingegen mit den 223 km/h hinkommen, denn die Tachonadel haben wir sogar auf über 240 km/h treiben können. Dann ist der Fiesta zwar irre laut, liegt aber dafür verblüffend ruhig auf dem Asphalt. Wirkten frühe manche hochmotorisierten Rennsemmeln schon mal leicht überfordert, sorgt beim neuen ST der gelungene Aerodynamik-Feinschliff für ein optimales Gefühl der Kontrolle.

Wilder Feger

Und das ist ohnehin die wohl faszinierendste Eigenschaft des Fiesta ST überhaupt: Wer gerne auf Kampflinie fährt, hart um enge Kurven peitschen mag und auf der letzten Rille geigt, der bekommt den gewiss direktesten, verständlichsten und willigsten Giftzwerg am Markt, der stets gut beherrschbar zu sein scheint. Sein tolles Einlenkverhalten, die geringe Wankneigung, packende Bremsen (mit 37 Meter gemessen), die exakte Lenkung und dieses Gefühl, ziemlich genau zu wissen, was als nächstes passiert, sind äußerst vertrauensbildende Maßnahmen, die sehr schnell dazu verleiten, den Wagen sehr schnell um Ecken zu scheuchen.

Obwohl ein reiner Fronttriebler, bringen die Vorderräder zudem die Kraft recht gut auf die Straße und möchte man manchmal fast meinen, der Fiesta ST könnte auch ein Hecktriebler sein. Mag so mancher kraftmeiernder Kleinwagen ganz nett für die Autobahn oder Landstraße sein, der Power-Fiesta ist gleich noch eine Empfehlung für die Rennstrecke. Der ST darf sich auch auf der Nordschleife gerne mal austoben.

Durstig und sparsam – man hat die Wahl

Allerdings könnte man auf dem Weg dorthin einiges an Benzin verfeuern, denn wie es sich für ein derartiges Kraftpaket gehört, lässt sich der Normverbrauch von 5,9 locker auch auf über 10 Liter trieben. In unserem Fall ging es aber auch sparsam und sind wir bei zurückhaltender Fahrweise mit sogar nur etwas über sechs Liter pro 100 Kilometer ausgekommen. Am Ende muss jeder selbst entscheiden, welchen dazwischenliegenden Wert er anpeilt.

Es gibt allerdings noch ein paar Dinge, die uns nicht ganz gefallen haben. Dazu gehört vor allem dieser zerfklüftete und stellenweise etwas billig anmutende Arbeitsplatz und ganz besonders diese wenig überzeugende Bedienlogik der Multimedia-Anwendungen in der Mittelkonsole. Grundsätzlich die Finger sollte man vom Navi lassen, denn die Einbindung von Verkehrsinfos via TMC kann angesichts sich ständig ändernder Routenneuempfehlungen wütend machen. Zudem sind noch Bedienung sowie grafische Oberfläche schlicht enttäuschend.

Großer Fahrspaß, kleines Geld

Und insofern kann man sich dieses wie auch einige andere aufpreispflichtige Extras ruhig sparen, bringen sie doch nur unnötig viel Gewicht in den kleinen Scharfmacher. 19.990 Euro lautet die sensationell günstige Preisansage für den Fiesta ST und bei diesem Tarif kann es deshalb ruhig auch bleiben, denn neben der beeindruckenden Fahrspaßauslegung bekommt man schon ein rundes Ausstattungspaket. Das Entscheidende: Derart viel Fahrspaß für derart wenig Geld bietet derzeit kein anderer Mitbewerber und kommt somit der kleine ST mit dem größten Fahrspaß zudem noch fürs kleinste Geld daher. Vielleicht ist der Fiesta ST etwas spitz ausgelegt. Seine Mitbewerber sind da kompromissbereiter, damit aber auch unnötig schwer und weichgespült. Der kleine Kölner will einfach nur fahren, möglichst schnell, möglichst lustbetont.

Und da er dieses in der eindeutig besten Art und Weise beherrscht, gehört ihm ganz klar die Krone unter den Kleinwagen-Krachern. Der will nicht nur spielen, der macht ernst. Gut so.

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