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Prototype: Audi A7 "Jack" – Fahr' schon mal den Wagen, Jack

Zugegeben, der erste Eindruck ist faszinierend und rätselhaft zugleich, ähnlich wie beim Abschicken der allerersten E-Mail, damals in grauer Datenvorzeit.

Man sitzt in einem Audi A7 und erlebt, wie das Fahrzeug den Blinker setzt, selbständig ein langsamer fahrendes Auto überholt und sich dann wieder sauber Abstand haltend nach rechts auf die Fahrspur begibt. Währenddessen berührt keine Hand das Lenkrad, kein Fuß ein Gaspedal oder die Bremse und kein menschliches Auge blickt in den Rückspiegel. Fast jeder große Automobilhersteller arbeitet gerade mit Hochdruck an etwas, das man im Silicon Valley, dem Mutterschiff der neuen Technologien und Anwendungen, „the next big thing" nennen würde. Das autonome Fahren als zukunftweisender Entwicklungssprung heißt bei jedem Autobauer anders, bei Audi hat man sich für den Begriff pilotiertes Fahren entschieden. Eine Langstreckenfahrt auf öffentlichen Straßen machte der Audi A7 Piloted Driving Concept - liebevoll genannt Jack - von Menlo Park nahe San Francisco nach Las Vegas, wo er rechtzeitig zum Auftakt der Elektronikmesse CES nach rund 900 Kilometern seinen großen Auftritt hatte.

Der Fahrer behält die Verantowrtung

Wenn es etwas gibt, was die beiden Projektleiter Daniel Lipinski und Bernd Rösler sicher nicht anstreben, dann, dass der Mensch seine Verantwortung für die Verkehrssituation in Zukunft völlig der Fahrmaschine überlässt. Beim hochautomatischen Fahren, wie man das bei Audi nennt, darf der Fahrer abgeben, muss aber zu jeder Zeit sofort wieder das Kommando übernehmen können. Das ist bei dem vollautonomen Auto, das Google gerade entwickelt, nicht Teil der Philosophie. Zumindest soll der jüngste Prototyp der Datensammler, der gerade zeitgleich mit dem A7 Testmeilen auf Kaliforniens Straßen abspult, jetzt doch ein Lenkrad erhalten haben.

Zu den zentralen Punkten dieser Mensch-Maschine-Schnittstelle gehört die psychologische Komponente „Mode Awareness" - jederzeit zu wissen, ob man sich gerade im Autopilot-Modus befindet oder eben nicht. Inzwischen wissen die Ingenieure nämlich aus Versuchen mit Probanten, dass dieser Übergang vom pilotierten Fahren zum wieder selbst entscheiden und eingreifen - Lipinski spricht hier vom „rückholen" - meist zwischen acht bis zehn Sekunden dauern kann.

Sieht aus wie ein A7

Wenn man sich hinters Steuer setzt, unterscheiden sich die Bedienelemente im A7-Konzept auf den ersten Blick nicht vom herkömmlichen Modell. Wird das System allerdings aktiviert, erscheint im zentralen Feld der Kombiinstrumente zunächst die Mitteilung, dass der Prozess anläuft, drückt man zwei Tasten im unteren Lenkradbereich, fährt das Steuer zurück (auch, um zu vermeiden, dass man es während der Fahrt versehentlich berührt). Außerdem erscheint ein LED-Band an der hinteren Kante der Armaturentafel. Leuchtet es grün, befindet man sich im Modus pilotiertes Fahren, gelb markiert wie bei einer Ampel den Übergang, rot signalisiert quasi den Wiedereintritt in klassisch selbständiges Agieren des Fahrers.

Sollte der Mensch spätestens jetzt nicht reagieren, zum Beispiel durch Drücken der Knöpfe am Lenkrad oder den Griff ans Steuer, wird das ZFAS - das zentrale Fahrassistenzsystem - selbständig Gegenmaßnahmen einleiten. Es soll dann das Fahrzeug sicher an den Fahrbandrand lenken und zum Stillstand kommen. Für den Versuch füllt diese Rechnereinheit noch den ganzen A7-Kofferraum aus. Wenn pilotiertes Fahren bei Audi in vier bis fünf Jahren Wirklichkeit wird, hat das elektronische Gehirn nurmehr die Größe eines Tablets.

Bekannte Systeme

Was sich scheinbar wie von Geisterhand vollzieht, ist das Zusammenspiel von bekannten Fahrerassistenzsystemen aus der Serie wie beispielsweise dem automatischen Abstandsregler mit Stop-&-Go-Funktion (ACC) oder dem Spurwechselassistent (ASA) und seriennahen neuen Sensoren. An Front und Heck arbeiten Radarsensoren, welche die 360-Grad-Rundumsicht ergänzen. Im Kühlergrill und in der Heckschürze sind Laserscanner eingebaut, die laufend Informationen zur Erkennung statischer und dynamischer Objekte während der Fahrt liefern. Ganz neu ist die hochauflösende 3D-Kamera, die oben auf der Windschutzscheibe montiert ist, und in einem weiten Winkel nach vorne blickt - auf sie wird man künftig auch im neuen Audi Q7 treffen können.

Der Übergang in dieses zukünftige, zunehmend assistierte Fahren wird in mehreren Schritten vollzogen. Der neueste Stand, wie sich als Beifahrer im A7-Konzept erleben lies, kann den Fahrer auf Autobahnen bei Geschwindigkeiten mit mehr als 110 km/h entlasten. Der erste serienmäßige Einsatz des pilotierten Fahrens wird hier wohl ein Staupilot sein. Danach dürfte die Anordnung der verschiedenen Assistenzsysteme das komplett selbständig einparkende Auto ermöglichen.

Funktioniert nur auf dem Highway

Beim ersten Ausflug kann der vollelektronische Fahrer erst auf der Highway das Kommando übernehmen. Aufgaben wie das Auf- oder Abfahren von einer Autobahn beziehungsweise vom US-Highway sind von der zu verarbeiteten Datenfülle her noch viel zu komplex, genauso wie die Fortbewegung auf Landstraßen oder in Städten mit Gegenverkehr, Kreuzungen und Passanten. Tochter Audi ist selbst so etwas wie der Versuchsträger für die Zukunft des autonomen Fahrens im VW-Konzern. Die Bemühungen werden als gemeinsame Forschung zwischen Ingolstadt, Wolfsburg und Audis Zukunftslabor an der kalifornischen Westküste aufgeteilt.

"Wir bilden in gewisser Weise das menschliche Gehirn nach", erklärt Alejandro Vukotic, bei Audi Leiter Fahrerassistenzsysteme, die Herausforderung, eine evolutionär hochentwickelte Intelligenz mit immer ausgefeilterer Technik nachzuahmen. So war zwar ein fahrerloser RS7 auf der Rennstrecke in Hockenheim mit rund 240 km/h unterwegs. Aber wie ein Mensch die Komplexität ganz alltäglicher Verkehrssituationen zu erfassen und danach zu entscheiden, steht zwar nicht in den Sternen, aber nach Meinung der Experten dürften die Entwickler erst in zehn bis fünfzehn Jahren an diesem Ziel angekommen sein.

Auf dem Weg zum Smart Car

Dass Audis piloted driving concept zunächst in den USA unterwegs ist, hat auch mit der dortigen geänderten Gesetzgebung zu tun. Wo man in Europa noch die rechtliche Definition dieser neuen Fahrweise sowie Fragen der Unfallhaftung für die einzelnen diskutiert, haben US-Bundesstaaten wie Kalifornien, Nevada und Florida bereits grünes Licht für autonomes Fortbewegen auf öffentlichen Straßen gegeben, allerdings mit der Vorgabe, dass ein erfahrener menschlicher „Autopilot" hinterm Steuer sitzt. Und dass als Ziel der Langstreckenfahrt die CES in Las Vegas ausgewählt wurde, markiert für das Unternehmen eine wesentliche Etappe in der Vernetzung des Autos zum „Smart Car".

Noch vor einigen Jahren präsentierten sich Hersteller wie Mercedes, BMW und Audi auf der Messe mit Visionen im Bereich Infotainment und suchten die Nähe zu Innovatoren aus der Hochtechnologie. Inzwischen beanspruchen sie mit ihren autonomen Fahrassistenzsystemen zunehmend selbstbewusst die Showbühne. Der alte Begriff Automobil - das selbstfahrende Auto - scheint langsam aber sicher bei sich selbst anzukommen. (mg/sp-x)

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