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Kommentar: Wörthersee-Treffen 2013 – Der See ruft - und keiner kommt

Eigentlich war alles wie immer. Das Wetter zum Auftakt des 32. Wörthersee-Treffens war perfekt, ebenso die mächtigen Stände des Hauptsponsors Volkswagen, der mit Seat, Audi und Skoda gleich noch einen Großteil der Familie mitgebracht hatte.

Und doch lag von Beginn an ein Schatten über dem wohl größten europäischen Autotreffen, das vor mehr als drei Jahrzehnten von einigen wenigen Fans des Golf GTI gegründet wurde. Mittlerweile fehlt dem Event nämlich jenes Flair, was einst die GTI-Jünger am Vatertag zum See trieb. War bis weit in die Neunziger ausschließlich der Golf GTI in seinen verschiedenen Baustufen als Transportmittel für Träume und Fans salonfähig, so ist es inzwischen völlig gleich, ob die Uferstraße von aufgemotzten Polos oder Puntos befahren wird.

Zwar dominiert nach wie vor das Produktportfolio des Patriarchen Piëch das Bild an den tollen Tagen von Reifnitz, doch umfasst das inzwischen einige hundert Modellkonversionen, die mitunter mit einem Golf GTI soviel gemein haben, wie Scooter mit Maria Hellwig. Beliebigkeit ist also Trumpf am See und wer auffallen will, tut dies nicht wie früher, mit handwerklich guter Tuningkunst, sondern oftmals mit Umbauten, die an schlechtem Geschmack kaum mehr zu überbieten sind und den anwesenden VW-Chef Winterkorn irritiert den Kopf schütteln ließen.

Alkohol und Piste

Das somit fehlende Zusammengehörigkeitsgefühl der anwesenden Fahrzeugliebhaber führt unweigerlich zu Problempunkt Nummer zwei. Denn wo der Mob tobt, ist der Exzess nicht weit. Statt Freude über gut gemachte Autos, steht beim Gros der Teilnehmer nur eines im Vordergrund: Die leidlich zusammengeschusterte Karre irgendwo abzustellen und fehlendes turnerisches Feingefühl durch lautes und meist alkoholgeschwängertes Auftreten, inklusive der damit verbundenen Hinterlassenschaften, zu ersetzen.

Je nach Herkunft und Uhrzeit kann dieses Verhalten noch durch das Absetzen stark konservativer Weltansichten ergänzt werden. Mit Spaß am Tuning-Auto hat dies ebenso wenig zu tun, wie die anschließende Miss-Wet-T-Shirt-Show und das sonderbare Vergnügen per Motorkraft zahlreiche Noträder in Rauch aufgehen zu lassen.

Hoher Eintrittspreis

Neben den ausufernden Eskapaden der Teilnehmer sorgt aber auch das mittlerweile hohe Entgelt für die Teilnahme und das Drumherum für Verdruss. So kostet die Anmeldung des Autos zum Concours der Grausamkeiten je nach Art und Umfang rund 45 Euro, die Getränkepreise sind ebenfalls happig und auch der Shuttle mit dem Boot über den See verteuert, neben angehobener Übernachtungspreise und Zeltplatzkosten, den Trip.

Für viele der meist jungen Besucher ist die Schmerzgrenze daher inzwischen erreicht, schließlich haben sie häufig noch mehr als tausend Kilometer für die An- und Abreise auf dem Tacho und bereits ihr gesamtes Geld in den Umbau des eigenen Autos gesteckt. Angesichts der Tatsache, dass Volkswagen als Hauptsponsor vermutlich ein stattliches Sümmchen in die Kassen der Kärtner Organisatoren spülen dürfte, darf die Frage gestellt werden, weshalb die Preise so hoch sein müssen und wo der Gegenwert bleibt, wenn selbst die sanitären Anlagen auf dem Festgelände separat zu bezahlen sind.

Die Polizei als Spielverderber

Wenig zieht hingegen das Argument, die österreichische Polizei sei an dem Untergang des Treffens Schuld. Klar, die Beamten sind an dem Wochenende omni präsent und kontrollieren verstärkt. Nur hat das bei anhaltendem Alkohol- und Drogenmissbrauch der Teilnehmer auch einen Grund, der sicher weniger bei den echten GTI-Fans zu suchen ist, als vielmehr bei den Partytouristen. Denn wer tausende von Euros in den Aufbau eines Golf GTI steckt, wird das Machwerk kaum unter Alkohol an der nächsten Laterne parken oder in irrwitzigem Tempo auf der Landstraße zerlegen.

Hinzu kommt, dass, wen wundert's, Reifnitz trotz des Fests auch noch ganz normale Bürger hat, die weder im Vorgarten über Schnapsleichen stolpern wollen, noch ihren mühsam zusammengesparten Opel Astra von feuchtem Toilettenpapier oder sonstigen „Scherzaktionen“ befreien möchten. Etwas Anstand und Benimm darf auch auch von den angeblichen Autofans gefordert werden, denn letztlich ist das GTI-Treffen aus Freude an den Autos erdacht worden und nicht, um einer gefrusteten Spaßgesellschaft eine Spielwiese zu stellen, die in jedem Zustand hinterlassen werden darf.

Die echten Freaks sind weg

Der Geist der Veranstaltung ist tot, und das nicht erst seit diesem Jahr. Die echten Freaks sind längst weg, wenn die Meute anrückt und seit VW das Zepter übernommen hat, handelt es sich eigentlich auch nur noch um eine gut besuchte Leistungsshow des Wolfsburger Konzerns mit nettem Nebenprogramm. Die Schuld tragen die, die all die Jahre zuvor zugelassen haben, dass Proleten aller Couleur das Treffen untergraben haben.

Damit schwand das Interesse an hochwertigen Fahrzeugen und dem Gemeinschaftssinn einer besonderen Fahrerklasse. Das VW das Treffen seit einigen Jahren unterstützt, ist eher als lebensverlängernde Maßnahme zu verstehen, die aber den Patienten nicht vor seinem sicheren Tod bewahren wird. Schade drum.

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