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Erster Test: Land Rover Range Rover TDV8 4.4 – Let’s party

Ich atme Staub, die Sonne brennt gnadenlos, der unverhüllte Motor schleudert mir seine Hitze entgegen. Auf einer Art Mad-Max-Endzeit-Mobil werde ich im Stau zugleich paniert und gegrillt. Endlich geht es weiter.

Vor mir ächzt eine Feuerwehr den Hügel hinauf, während hinter mir die Polizei-Sirenen schrillen. Wir feiern Party, 40 Jahre Range Rover.
Land Rover hat zum 40. Geburtstag des Range Rover auf ein nordöstlich von Porto gelegenes Weingut geladen. Dort werden für mich und andere Journalisten alle drei Range-Generationen samt einiger Skurrilitäten wie dem Rolling Chassis oder den Carmichael-Dreiachser zur Verkostung dargeboten. Auch ein ganz neuer Jubiläums-Gast ist anwesend: der geliftete Range mit neuem V8-Diesel und Achtgang-Automatik.

Doch zunächst der Blick zurück: Leiterrahmen, Sitz, Lenkrad und der mächtige 3,5-Liter-V8-Motor – das rollende Chassis ist ein aufs Wesentliche reduziertes Nackt-Auto. Was aufgrund der nicht vorhandenen Karosserie nur Experten erkennen: Es handelt sich um einen Ur-Range, der 1970 zu Demonstrations- und Werbezwecken aufgebaut wurde. Auch heute beeindruckt es, wie steif das Vehikel ist und wie behände und stoisch es sich sandige Kletterhänge hinaufarbeitet. Und dann ist da noch die hervorragende Rundumsicht sowie eine intensive Frischluftdusche während der Fahrt. Da ich die maximal möglichen 160 km/h im hochfrequentierten Weinberg nicht ansatzweise ausfahren kann, muss ich mich mit einem gemächlichen Abkühl-Tempo arrangieren. Immerhin.

Dreiachser und Winke-Winke-Plattform

Kurz zuvor rann mir auf der Weinberg-Teststrecke im Feuerwehr-Dreiachser von Carmichael Custom Cars aus dem Jahr 1973 noch der Schweiß in Bächen von der Stirn. Dieses Monstrum durch die engen Staubgassen zu manövrieren, ist kein leichtes Spiel. Ohne Klimaanlage und fast 40 Grad Außentemperatur kann der sechsrädrige Traum vieler Kinderzimmer-Garagen zum durchaus zweifelhaften Vergnügen mutieren, obwohl der fast 40 Jahre alte Wagen einen erstaunlich fitten Eindruck hinterlässt. Kein Wunder: Das Monstrum war in der Schweiz bis in die 1990er-Jahre im Dienste der Rhätischen Bahn, die ihn wohl intensiv pflegte und kaum 50.000 Kilometer bewegte.

Es geht bei meinem Ritt durch die Range-Historie aber auch wesentlich komfortabler: Ein Exemplar der zweiten Generation (1994 – 2001) ist ebenfalls mit von der Partie. Hier geht alles sehr einfach von der Hand, die Klima arbeitet phänomenal und fährt sich der über 200 PS starke V8-Gelände-Koloss eigentlich wie ein modernes Luxus-Mobil. Schalter, Anzeigen, Bedienelemente – hier erkennt man, dass der Wagen nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist. Dafür versprüht der Innenraum des edlen Sondermodells eine unvergängliche Gediegenheit. Sein poliertes Wurzelholz und das feine Leder vermitteln auch heute eine erhabene Eleganz und Wohnlichkeit.

Technische Daten
Marke und Modell Land Rover Range Rover 4.4 TDV8
Ausstattungsvariante Autobiography
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.972/ 2.216 / 1.865
Radstand (mm) 2.880
Wendekreis (m) 12,6
Leergewicht (kg) 2.580 - 2.810
Kofferraum (Liter) 535 - 2.099
Bereifung Testwagen 255/55 R19
Motor
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) 4.367/ V8
Leistung (PS) 313
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 700 / 1.500 - 3.000
Antriebsart permanenter Allrad
Getriebeart 8-Gang-Automatik
Verbrauch
Krafstoffart Diesel
Kombiniert laut Werk (l/100km) 9,4
CO2-Emissionen (g/km) 253
AS24-Verbrauch (l/100km) k.A.
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 7,8
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k.A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k.A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 210
Preise
ab (Euro) 114.100
Empfohlene Extras Elektrisches Schiebedach für 1.700 Euro
Weitere DatenWeitere Daten

Land Rover hat noch eine Reihe weiterer Kuriositäten am Start, wie die rollende Winke-Winke-Plattform der Britischen Queen aus dem Jahr 1974 oder einen Polizeiwagen von 1997. So cool, kurios, marottenhaft und beeindruckend geländetauglich die alten Kraxel-Kisten auch sind: Mich gelüstet es nach der neuen Herrlichkeit des Range Rover, die mit einigen Innovationen zum Modelljahr 2011 alles Historische der Range-Familie in den Schatten stellt.

Edel und praktisch

Wie gehabt fällt die Tür mit einem satten Fupp ins Schloss und bleibt die hektische Welt von nun an draußen. Innen verwöhnt mich der Koloss mit seiner oasenartigen Wohlfühl-Atmosphäre, mit der angenehm duftenden, opulenten Holz- und Leder-Landschaft. Die Klimaanlage haucht mir zudem entspannt temperierte Luft entgegen und der ventilierte Sitz legt sogar meinen verschwitzten Rücken trocken.

In der von mir getesteten Ausstattung Autobiography findet das ohnehin schon gehobene Luxus-Niveau eine nochmalige Steigerung. Die Füße ruhen auf fetten Teppichen, alles wirkt wie aus dem Vollen geschnitzt und außerdem gibt es reichlich Displays für das Super-Navi oder das DVD-Multimedia-System der Fondgäste. Sogar das Kombiinstrument ist neuerdings ein riesiges Farbdisplay, Rundtacho und Drehzahlmesser werden darauf als Analoginstrumente dargestellt. Trotz Luxus und diverser Nettigkeiten bietet der Fünfsitzer auch handfeste praktische Vorteile: Der maximal 2.100 Liter große Gepäckraum und die 3,5 Tonnen Anhängelast lassen Familienväter sowie Pferde und- Yacht-Besitzer aufhorchen.

Starker Diesel

Vielen Transportbedürfnissen sowie einem hochherrschaftlichen Anspruch gerecht wird auch der neue V8-Diesel. Statt bisher 3,6 Liter Hubraum und 272 PS sind nunmehr 4,4 Liter Hubraum, 313 PS sowie 700 Newtonmeter angesagt. Getoppt wird der im Rahmen der Ford-Kooperation speziell für Land Rover entwickelte Diesel-Potentat durch die serienmäßige Kombination mit einer Acht-Gang-Automatik von ZF.

Neben der hohen Laufkultur ist vor allem das kurzweilige Beschleunigungs-Verhalten eindrucksvoll. Dank doppelter Turboaufladung gibt es zudem keine störende Anfahrschwäche. 7,8 Sekunden soll der Standardsprint dauern, der Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h ist nach nur 5,1 Sekunden abgehakt und bei 210 km/h wird abgeregelt. Trotz der bis zu 2,8 Tonnen Gewicht soll der Verbrauch bei bescheidenen 9,4 Litern liegen. In der Praxis sollte man freilich mit zwei bis drei Litern Mehrverbrauch rechnen.

Vor allem der sanfte und zugleich flotte Wechsel der acht Vorwärtsfahrstufen der ZF-Automatik fällt positiv auf. Kein hektisches Rauf- und Runterschalten nervt, vielmehr hat der Antrieb stets die richtige Übersetzung parat. Beeindruckender fährt sich zwar ein VW Touareg mit V8-Diesel und Acht-Gang-Automatik, der bei besseren Fahrleistungen sogar weniger verbraucht (5,8 Sekunden, 242 km/h, 9,1 Liter), allerdings auch 500 Kilogramm weniger auf die Waage bringt.

Stark im Gelände

Unschlagbar ist der Range dafür im Gelände. Neben Hightech-Spielereien (Offroad-Navi, diverse Außenkameras oder dem Terrain-Response-System) sorgt vor allem seine Hardware für diese Offroad-Souveränität. Variable Luftfederung, Mitten- und Hinterachs-Sperrdifferenzial, Geländereduktion, üppige Bodenfreiheit und Wattiefe, eine steife Karosserie, eine enorme Achsverschränkung – zusammen mit den richtigen MT-Reifen schreckt der Range vor keiner Herausforderung zurück, höchstens sein Fahrer.

Dem unerfahrenen Geländegänger stehen deshalb reichlich technische Helferlein zur Verfügung. Eindrucksvoll unkompliziert funktioniert das Terrain-Response-System, das Allradantrieb, Automatik, Gasannahme, ESP sowie Sperren in fünf verschiedenen Modi an unterschiedliche Fahrbedingungen anpasst. Per Knopfdruck lege ich fest, ob ich auf felsigem oder sandigem Untergrund fahren will, den Rest regelt die Technik. Auch bei besonders steilen Passagen.

Für Genussmenschen mit Geld

Luftfederung, Wankneigungskontrolle und ESP können allerdings nicht kaschieren, dass man vor Kurven sein Temperament besser zügeln sollte. In flott gefahrenen Biegungen bekommt der Wagen mächtig Schlagseite  und das ESP viel Arbeit. Der große Range mit neuem V8-Diesel empfiehlt sich trotz einer längsdynamisch eindrucksvollen Steigerung weiterhin als Cruiser für Genussfahrer.

In der von mir gefahrenen Top-Version Autobiography geht dies besonders gut. Die kostet angesichts ihrer besonderen Leder-, Holz- und Technik-Ausstattung 114.000 Euro, was rund 26.000 Euro über dem V8-Diesel-Basismodell liegt. Zu billig? Zum 40. Geburtstag bietet Land Rover noch den auf 40 Einheiten begrenzten Autobiography Black auf diamantgedrehten 20-Zoll-Rädern für 125.000 Euro an.

Fazit

Der Range Rover kann mit Stolz auf eine 40 Jahre dauernde Historie zurückblicken, die mit ihrem vielen schrulligen Kuriositäten fasziniert. Darüber hinaus sind Luxus und Geländekompetenz die beiden traditionellen Stärken der britischen Allrad-Ikone, die im aufgefrischten Range mit neuem V8-Diesel einen weiteren Höhepunkt erreichen.

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