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Erster Test: Kia Soul – Le Freak, c'est chic

Kia bemüht sich einiger Zeit verstärkt und durchaus erfolgreich darum, sein Renommee zu steigern. Unter anderem sollen emotionale Modelle mit Strahlkraft den Markenwert positiv aufladen.

Als ein solcher Image-Aufpolierer fungiert der Soul, der allerdings in der 2009 gestarteten Erstauflage hierzulande floppte. Jetzt kommt die zweite Generation, die auf den ersten Blick zwar noch recht ähnlich wirkt, die aber radikal neu und radikal besser ist und der Marke Kia durchaus gut tun dürfte. Im Vordergrund steht beim Soul die Optik. Wie schon beim Vorgänger handelt es sich um eine etwas eigenwillige Mixtour aus Kastenwagen und Kompaktmodell mit SUV-Elementen. Im Vergleich zum ersten Soul ist die Neuauflage etwas in der Länge und Breite gewachsen, während sich die Fahrzeughöhe um einige Zentimeter verringert hat. Dadurch hat der Koreaner einen deutlich stämmigeren und satteren Stand bekommen.

Darüber hinaus haben die Kia-Designer offensichtlich viel Freude daran gehabt, in diversen Details dem Viertürer einen besonderen Schliff zu verpassen. Auffällig sind in Hochglanzschwarz lackierte Oberflächen, wie sie zum Beispiel die Radhäuser, Seitenschweller oder den unteren Kühlergrill schicker inszenieren. Hinzu kommt üppiger Chromschmuck, fesche Felgendesigns, eine zweifarbige Lackierung oder das expressive Leuchten-Design mit derzeit so angesagten LED-Akzenten und auffällig runden Nebelleuchten vorne und hinten.

Ganz schön durchgestylt

Ebenfalls einen aufgewerteten Eindruck hinterlässt der Innenraum, der neben dem guten Platzangebot noch mit einigen schicken Details und tadelloser Verarbeitung gefällt. Statt seelenloser, trister Plastikhöhle sorgen hier Hochglanz- und Softtouch-Oberflächen, feine Zierleisten- und rähmchen in Metalloptik, auffällige Ziernähte und Lederakzente für ein Premium-artiges Ambiente mit Pfiff. So schick hat sich noch kein Kia im B- und C-Segment präsentiert.

Dank praktischer Lenkradtasten, einem übersichtlichen Kombiinstrument mit klassischen Rundinstrumenten und einem zentralen, fein auflösendem Farbdisplay für den Bordcomputer, sowie einem erfreulich gut funktionierenden und intuitiv bedienbaren Super-Navi mit Touchscreen ist zudem moderner Bedienkomfort geboten. Hinzu kommen noch praktische Ablagen und ein gigantisch dimensioniertes Handschuhfach. Lediglich die Mittelkonsole zwischen den Vordersitzen aus einfachem Hartplastik und mit klassischem Hebel für die Feststellbremse fällt da stilistisch etwas ab.

Viel Platz angesichts der Länge

Trotz seiner nur 4,14 Meter langen Karosserie erfreuen sich die Insassen selbst im Fond des Soul über eine vorbildliche Beinfreiheit, die sogar großgewachsene Passagiere davor bewahrt, ein Gefühl der Beklemmung zu erleben. Auf Wunsch werden die Fondgäste sogar mit wohliger Wärme verwöhnt, denn für den Soul gibt es sogar beheizbare Fondsitze. Und es gibt viel Platz für Gepäck: Ohne Zwischenboden ist der Standardkofferraum 354 Liter groß und wächst dank einer geteilt umlegebaren Sitzbanklehne auf bis zu 1.367 Liter. Die Kofferraumklappe öffnet zudem weit nach oben, allerdings ist die Öffnung selbst etwas klein, die Ladekante etwas hoch, der Kofferraumboden etwas aufsteigend.

Auch mit seinen Fahreigenschafte sorgt der Soul für positive Überraschungen. Zunächst testen wir den 1,6-Liter-Diesel, der mit einer angenehmen Laufruhe in Kombination mit den selbst bei Autobahntempo sehr niedrigen Windgeräuschen einen unerwarteten hohen Fahrkomfort vermittelt. Im Vergleich dazu war der Vorgänger eine dröhnende Krachkiste.

Deutlich angenehmer als sein Vorgänger

Und dann gleiten wir im Soul auch noch erstaunlich gelassen über die zum Teil recht rauen Straßen Siziliens, die der Vorgänger noch deutlich bockiger pariert hätte. Statt des vormaligen Kleinwagen-Unterbaus setzt der neue Soul auf einer verkürzten Plattform des Ceed auf, was ihm neben den besseren Komfort-Manieren auch noch mit einer angenehmeren Lenkung und einer satteren Straßenlage versorgt.

Trotz einer für Kia-Verhältnisse schon recht gelungenen Abstimmung vermissen wir allerdings auch hier ein letztes Quäntchen bei Komfort, Dynamik und Lenkradrückmeldung, um echte Begeisterung zu wecken. Ein feiner Kurvenflitzer wie der Mini, mit dem der Soul nach Meinung des Kia-Deutschland-Chefs Martin van Vugt ja konkurrieren soll, ist er nicht. Die Wankneigung der Karosserie, der mäßige Seitenhalt der Sitzflächen und die schon früh einsetzende Neigung zum Untersteuern verhindern Ambitionierteres.

Solala-Motoren

Und auch der Motor bietet mit seiner kultivierten Art als auch seinen 260 Newtonmetern Drehmoment ein zunächst erfreuliches Fahrerlebnis, doch könnte man angesichts der 128 PS von dem ausstattungsabhängig zwischen 1,4 bis 1,5 Tonnen schweren Lifestyler doch etwas mehr Durchzug erwarten. 11,2 Sekunden beim Sprint und 180 km/h Höchstgeschwindigkeit sind zumindest kein Ruhmesblatt. Hinzu kam im Teillastbereich so um 2.000 Motorumdrehungen herum ein gelegentlich störendes, leichtes Stuckern im Antriebsstrang. Beim Verbrauch zeigte der Bordcomputer schließlich Werte deutlich jenseits der von Kia proklamierten fünf Liter an. Andere Referenz-Diesel sind da effizienter. Und auch sauberer, denn Kia hat die Antriebe trotz der im September 2014 einsetzenden EU-Verpflichtung bei Typenneuzulassungen noch nicht Euro-6-fit gemacht.

Ebenfalls nur Euro 5 gibt es für den alternativ angebotenen Benziner 1.6 GDI. Der Vierzylinder-Saugmotor mit Benzindirekteinspritzung überzeugt zunächst ebenfalls mit feiner Laufkultur, doch fehlt es auch ihm angesichts der 132 PS gefühlt an Durchzugskraft. Will man ordentlichen Schub, muss man ihn um Drehzahlen bemühen, wobei dann beim schnellen Gangwechsel die Leistung abfällt und ein Nick-Effekt einsetzt, wie man ihn sonst nur von automatisierten Schaltgetrieben aufgrund der Zugkraftunterbrechung her kennt. Wer es geruhsamer angeht, fühlt sich immerhin ordentlich gut motorisiert und bekommt dann auch einen akzeptablen Praxisverbrauch angezeigt, der sich laut Bordcomputer nur um wenigen Zehntelliter über dem Normverbrauch von 7,3 Litern (auf 18-Zoll-Rädern) bewegte.

Immer noch ein Schnäppchen

Trotz der nicht vollends überzeugenden Darbietung von Fahrwerk und Motoren ist der neue Soul im Vergleich zum Vorgänger ein deutlicher Fortschritt, wobei der Preis nur moderat ansteigt. Statt der bisherigen 15.900 Euro kostet die Basis mit dem 1.6 GDI jetzt 16.990 Euro. Angesichts des Gebotenen hat der Soul also weiterhin Schnäppchen-Status. Zumal die Ausstattung bereits in der Basis recht gediegen ist. Neben einer umfangreichen Sicherheitsausstattung gibt es für die Basis 16-Zoll-Alus, ein Multifunktionslenkrad, ein Radio mit USB-Anschluss, elektrische Fensterheber, beheizbare Außenspiegel, Klimaanlage, Parkpiepser hinten, LED-Tagfahrlicht und eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung. Außerdem gibt es aufpreisfrei noch die von Kia gewährte, vorbildliche Sieben-Jahres-Garantie.

Fast schon exquisit wird es mit der höheren der zwei verfügbaren Ausstattungsniveaus namens Spirit, die für happige 5.800 Euro Aufpreis sehr viel fürs viele Geld bietet. So verfügt die Topversion über einen Spurhalteassistenten, eine Rückfahrkamera, einen Tempomat, eine Lenkradheizung oder einen Fernlichtassistenten. Rund 25.000 Euro kostet damit übrigens der Diesel, der ausschließlich in Kombination mit der höherwertigen Ausstattung angeboten wird. Bestellt man diesen dann noch mit Sound&Navi-Paket (1.290 Euro) und dem VIP-Paket inklusive Panoramadach (1.890 Euro), hat man einen sehr prall ausgestatteten, schick gestylten und geräumigen Kompakten mit Diesel für rund 28.000 Euro. Ein in etwa vergleichbarer Golf (1.6 TDI mit 105 PS) würde mindestens 5.000 Euro mehr kosten. Mit dem neuen Soul setzt Kia ein erfrischendes Ausrufezeichen. Bei dem ebenfalls eigenwilligen Vorgänger mochte der Funke noch nicht so recht überspringen, doch jetzt haben die Koreaner einen echten Sympathieträger, der Kunden mit einem individuelleren Geschmack und gehobenem Komfortansprüchen begeistern könnte. Und darüber hinaus ist der Soul auch noch sehr alltagstauglich und für Familien ob seines Preises und seiner 7-Jahres-Garantie ein interessantes Angebot.

Nicht vollends überzeugen vermag der neue Soul allerdings beim Fahrwerk und den Antrieben. Hier bietet der coole Kasten eher durchschnittliche Kost. Sowohl Diesel als auch der Benziner lassen angesichts der nominellen Leistung etwas an Durchzugskraft vermissen. Zudem gab sich der Selbstzünder wohl durstiger als er sein sollte und sind die beiden verfügbaren Motoren lediglich Euro-5-zertifiziert. Irgendwie schade, dass die Koreaner hier technisch noch Nachholbedarf haben. Dennoch müsste der Soul sein Absatzziel von 3.000 Fahrzeugen pro Jahr in Deutschland leicht erreichen können.

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