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Erster Test: Hyundai i10 – Fein gemacht

Go West lautet das Motto beim Autohersteller Hyundai, der sein Eroberungsfeldzug in Europa weiter forciert. Es werden nicht nur stetig mehr Autos in Europa abgesetzt, sondern auch produziert.

Wie der i10, der statt aus Indien künftig aus der Türkei kommt und der auch bei der Abstimmung mehr als bisher der hiesigen Autokundschaft schmeicheln will. Statt grauer Tristesse und Einfachtechnik bietet der Kleinstwagen in vielerlei Hinsicht mehr Niveau als bis vor kurzem in der kleinsten Autoklasse üblich war. Bereits mit dem Design hat der i10 eine deutlich gefälligere Richtung eingeschlagen. Mit dem drögen Vorvorgänger und bis 2008 angebotenen Atos hat er keine Gemeinsamkeiten mehr. Die Proportionen der fast vanartigen Silhouette des neuen i10 stimmen und wirkt der kleine Koreaner durchaus stattlich und schnittig. Man könnte aber auch meinen, das ein oder andere Modell von japanischen Herstellern könnte den Designern als Vorbild gedient haben. Ein VW Up oder Fiat Panda wirken in jedem Fall origineller.

In seinen höherwertigen Ausstattungen ist der 3,67 Meter kurze und stets viertürige i10 dafür mit verchromten Türgriffen, Alurädern und LED-Tagfahrleuchten effektvoll aufgehübscht. Dieser Premium-Schick findet sich auch im Innenraum wieder. Die in dieser Klasse oft üblichen stummen Zeugen einer möglichst kostenoptimierten Produktionsweise - unverkleidetes Blech im Innenraum oder blanke Schraubenköpfe – sucht man im i10 vergeblich. Ansonsten kommt zwar ausschließlich Hartplastik zum Einsatz, welches hier aber optisch und haptisch einen durchaus gefälligen Eindruck hinterlässt. Quer über das Armaturenbrett gibt es zudem noch eine breite Applikation, die für farbliche Frische in dem ansonsten etwas bieder gestalteten Arbeitsplatz sorgt.

Viel Platz

Doch neben der wohnlichen Atmosphäre ist es vor allem das vorbildlich gute Platzangebot, mit dem der i10 punkten kann. Vorne hat man reichlich Entfaltungsspielraum und eigentlich nicht das Gefühl, in einem Kleinstwagen zu sitzen. Und sogar auf der Rückbank finden durchschnittlich große Erwachsene mehr als ausreichend Kopf- und Beinfreiheit. Erfreulich außerdem: Im Fond schränkt kein Kardantunnel den Fußraum ein. Ebenfalls räumliche Spitzenwerte liefert der Kofferraum, der normal 252 Liter aufnehmen kann und der sich dank einer einfach umlegbaren Rückbanklehne auf 1.046 Liter erweitern lässt. Das Gepäckabteil des VW Up ist kleiner.

Auch in Sachen Ergonomie, Ablesbarkeit der Instrumente und Bedienbarkeit ist der i10 auf segmentspezifischem Topniveau. Ein höhenverstellbarer Fahrersitz, optional höhenverstellbare Gurte oder die sechs Airbags sind Feinheiten, die man bei vielen anderen Autozwergen vergeblich sucht. Bedauerlich ist allerdings die Abwesenheit einer zeitgemäßen Navi-Multimedia-Lösung. Beim VW Up gibt es zum Beispiel eine kabellose Aufnahme für ein Stand-Alone-Navi, welches sich zudem mit dem Bordcomputer koppeln lässt. Noch vorbildlicher ist Opels neues System Intellilink, welches in Kombination mit einem Smartphone für schmales Geld die große, weite Infotainment-Welt in den Adam zaubert. Hier hat Hyundai noch Nachholbedarf.

Reichlich Ausstattung möglich

Andererseits sind es dann auch wieder Details, mit denen der i10 ganz klar seine Aufsteiger-Mentalität unterstreicht. So gibt es serienmäßig rundum Scheibenbremsen, ABS und ESP sowie ein Reifendruckkontrollsystem, oder Optionen wie Smart-Key in Kombination mit einem Motor-Start-Knopf, eine Klimaautomatik, ein beheizbares Lenkrad, Reifendrucksensoren, eine Berganfahrhilfe oder ein Tempomat. Wer bereit ist, ein paar tausend Euro in die Ausstattung zu investieren, kann sich ein gediegen ausgestatteten Autozwerg gönnen. Dem Wohlbefinden zuträglich sind außerdem noch das geringe Niveau von Wind- und Antriebsgeräuschen, sowie ein angenehm schluckfreudiges Fahrwerk, welches lediglich bei gröberen Querfugen gelegentlich unfein poltern kann.

Für einen Kleinstwagen ist das insgesamt dennoch sehr ausgewogene Fahrwerk in jedem Fall überraschend kommod. Forcierte Kurvenhatz ist hingegen keine Kernkompetenz des i10, dafür gibt die Lenkung zu wenig Rückmeldung und bremst das ESP den klassisch untersteuernden, mindestens eine Tonne wiegenden Hyundai früh aus. Sonderlich viel Temperament entwickeln auch die Motoren nicht. Wie auch bei vielen anderen Kleinstwagen bietet Hyundai zwei Benziner: Einen Dreizylinder mit einem Liter Hubraum, der 67 PS mobilisiert, und einen Vierzylinder mit 1,2 Liter Hubraum, der nochmal 20 PS mehr leistet. In beiden Fällen kommt man ausreichend gut voran und ist der erstaunlich kultivierte Basismotor bereits für nahezu alle Lebenslagen ausreichend kraftvoll, sofern man nicht auf der Autobahn möglichst schnell und möglichst oft links fahren will.

Ausreichend flott

Für letzteres eignet sich der Vierzylinder besser, der einerseits ruhiger läuft, sich aber mit einer Sprintzeit von 12,3 Sekunden und einer Endgeschwindigkeit von 175 km/h vom Dreizylinder (14,9 Sekunden/155 km/h) souverän absetzen kann. Die beiden Motoren werden standardmäßig mit einem manuellen, leicht und präzise flutschendem Fünfgang-Getriebe ausgestattet. Alternativ und gegen 1.000 Euro Aufpreis gibt es eine antiquiert anmutende Viergang-Wandlerautomatik, die für schlechtere Fahrwerte und deutlich mehr Verbrauch sorgt. Der Spritkonsum blieb auf unserer Testfahrt mit dem starken Benziner und manuellem Fünfgang-Getriebe auf einem erfreulich niedrigem Niveau: Auf einer gemütlich gefahrenen Landtraßentour haben wir problemlos den Normverbrauchswert von 4,9 Litern erreicht. Der theoretisch um 0,2 Liter sparsamere Dreizylinder gab sich praktisch hingegen etwas durstiger, denn hier war häufiger ein hohes Drehzahlniveau angesagt, um den Wagen zumindest halbwegs spritzig zu bewegen.

Während Hyundai noch vor wenigen Jahren als Inbegriff für Schnäppchen-Preise galt, ist das neue Einstiegsmodell der Marke finanziell recht weit oben positioniert. Mindestens 9.950 Euro müssen für einen i10 bezahlt werden. Mitbewerber wie der Chevrolet Spark oder Fiat Panda liegen gut einen Tausender darunter. Allerdings ist der i10 bereits mit einigen Details ausgestattet, welche den billigeren Alternativen meist noch abgehen. Hinzu kommt die Fünf-Jahres-Garantie von Hyundai, was unterm Strich die Preisdifferenz auch zu den günstigen Konkurrenten egalisiert. Und wie bei diesen, steigt auch beim i10 der Preis gerne auf 12.000 bis 14.000 Euro, je nachdem, wie viel PS und Ausstattung man haben will.

Letztere wird in vier möglichen Grundpaketen angeboten, wobei sich die höheren beiden Niveaus Trend und Style jeweils noch um ein paar wenige Zusatzpakete aufwerten lassen. Insofern ist die Qual der Wahl beim durchaus empfehlenswerten Kauf nicht sonderlich groß und eine Konfiguration schnell abgehakt. Hyundais Premium-Offensive hat nun auch die kleinste Baureihe der koreanischen Marke erfasst. Der völlig neue und nunmehr in der Türkei produzierte i10 bietet mehr Komfort als im A-Segment bis vor kurzem allgemein üblich war. Einerseits sind es das gute Platzangebot, das allgemein niedrige Geräuschniveau und ein angenehm abgestimmtes Fahrwerk, die für Behaglichkeit sorgen. Andererseits sind es ein gefälliges Design innen und außen sowie ein vielseitiges Ausstattungsprogramm, mit denen der i10 sicht- und fühlbar aufgewertet wurde.

Antriebsseitig bietet der kleine Koreaner recht gewöhnliche Kost. Mit den weiterhin nur Euro-5-zertifizierten Drei- und Vierzylinder-Benzinern kann sich der i10 weder dynamisch noch verbrauchstechnisch vom Wettbewerb absetzen. Lediglich akustisch und bei der Laufkultur geben sich beide Aggregate vorbildlich.

Aufgrund der allgemeinen Aufwertung setzt sich der i10 auch beim Einstiegspreis etwas von der Schnäppchen-Liga ab. Doch bietet er angesichts der vergleichsweise guten Ausstattung und der fünfjährigen Garantie ein weiterhin attraktives Preis-Leistungsverhältnis.

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