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Erster Test: Aston Martin Vantage – Ein Brite auf Porsche-Jagd

Stichwort: Schöne Autos. Klingelt noch nichts? James Bond. Spätestens jetzt haben nahezu hundert Prozent aller auch nur am Rande autointeressierten eine Marke im Kopf: Aston Martin.

Seit Jahrzehnten bauen die Briten Dienstwagen für den Doppenull-Agenten und spätestens seit Sean Connery im DB5 Jagd auf Gert Fröbe alias Auric Goldfinger gemacht hat, ist Aston Martin zum Inbegriff für schöne Autos geworden. Das Problem: Vor lauter Schönheit ließen sich die einzelnen Modelle zum Schluss kaum mehr unterscheiden. Doch das ändert sich jetzt! Mit dem Vantage schickt Aston Martin einen eigenständigen Porsche-Jäger auf die Straße. Chef-Designer Marek Reichman versteht sein Handwerk. Und er versteht seinen Chef, Andy Palmer, der 2014 von Nissan zu Aston Martin kam, und erkannt hat: „Wir dürfen keinen russischen Matrjoschkas mehr bauen, die sich nur in der Größe unterscheiden.“ Ob vor einem ein Vantage, Vanquish, Virage oder DB9 fährt, können nämlich selbst Experten nicht immer sicher bestimmen, und Lieschen Müller sowieso nicht. Also hat Reichman sich und seinem Team zum Ziel gesetzt, ab sofort wieder eigenständige Blechkleider zu schneidern.

Den Anfang hat der Gran Turismo DB11 gemacht, und mit dem jetzt nachgereichten Vantage wird sichtbar: Die Briten sind auf dem richtigen Weg! Während der DB11 den eleganten Sportler mimt, der seine freilich mehr als reichlich vorhandenen Muskeln – wir reden von über 600 PS! – unterm schwarzen Anzug versteckt, hat sich der Vantage in ein hautenges Sportdress gezwängt und trägt die Arbeit vieler schweißtreibender Stunden im Fitnessstudio stolz zur Schau.

Markante Optik

Mehr noch: Er haut richtig auf den Putz! Die ganze Front ist ein einziger Kühlergrill, der nur noch durch einen schmalen Splitter von der Straße getrennt wird. Hinten endet der Sportler in einem knackigen Bürzel, dessen kecken Schwung die LED-Rückleuchten nachzeichnen. Und ein ebenfalls aus Karbon gefertigter Diffusor verweist auch von hinten auf das Kraftpotential des Briten.

Die Sportstätte, in der er sich all die Power antrainiert hat, lag allerdings nicht allein im englischen Gaydon, wo der Vantage entwickelt wurde und gebaut wird. Ein Großteil des Trainings absolvierte der Zweisitzer in Affalterbach. Richtig gehört: Bei AMG. Mercedes hat sich vor einiger Zeit einen kleinen Anteil an Aston Martin gesichert und liefert nun den Motor für den Sportwagen auf die Insel. Und zwar keinen geringeren als den doppelt aufgeladenen Vierliter-Achtzylinder, den wir aus dem AMG GT kennen – und der auch schon in den DB11 seinen Weg gefunden hat.

Bekannter Motor, neues Getriebe

Während Mercedes beim GT die Leistungsstufen vor einiger Zeit neu sortiert hat, fährt der V8 im Vantage nachwievor mit 510 PS vor. Die aber – und hier kommt der britische Teil des Sporttrainings zum Tragen – reichen vollkommen aus, um genauso schnell zu sein, wie der auf 585 PS erstarkte AMG GT R: Beide reißen die Hunderter-Marke in kurzweiligen 3,6 Sekunden. Dass der Aston bei der Vmax das Nachsehen hat, und mit Tempo 314 ein paar km/h weniger schafft, ist in Anbetracht der wenigen Möglichkeiten, den Sportler wirklich auszufahren, recht gut verschmerzbar.

Neben einer angepassten Motorsteuerung haben die Engländer vor allem zwei signifikante Änderungen vorgenommen: Sie haben auf das von AMG selbst entwickelte Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe verzichtet und überlassen die Verwaltung der bis zu 68 Newtonmeter Drehmoment lieber der Achtgang-Wandlerautomatik von ZF, die im Heck, ganz nah bei den anzutreibenden Rädern, verbaut ist. Der Vorteil des Getriebes: Es schaltet nicht nur superpräzise und in Windeseile durch die Übersetzungen, sondern bietet auch noch jede Menge Komfort. Schließlich heizt nicht jeder Tag für Tag mit dem Vantage über die Rennstrecke, sondern will auch mal ganz kommod ins Büro fahren.

Eng geschnitten

So bequem wie mit dem DB11 geht das im Vantage allerdings nicht: Zwar bietet der Normal-Modus ausreichend Federungs-Komfort und auch Lenkung und Gaspedal reagieren nicht übermäßig scharf, doch geht es im der nur 1,27 Meter hohen Flunder nun mal recht eng zu, wozu auch die etwas überladene Mittelkonsole, auf der wir übrigens das ebenfalls von Mercedes beigesteuerte Infotainment-System wieder finden, ihren Teil dazu beiträgt – vom etwas beschwerlichen Einstieg ganz zu schweigen.   

Hin und wieder sollte man den Vantage also schon so bewegen, wie es die Entwickler vorgesehen haben, sonst könnte man gleich zum größeren Gran Turismo greifen. Der kostet zwar gut 30.000 Euro mehr als der 154.000 Euro teure Vantage, sollte für potentielle Kunden aber trotzdem erreichbar sein. Nein, die Stärken des Vantage liegen ganz klar in der sportlichen Gangart: Wer Lenkung, Getriebe und Unterbau per Tastendruck schärft, sitzt plötzlich in einem reinrassigen Sportwagen, der mit einem gemütlichen Gleiter nicht mehr viel zu tun hat.

Fast so gut wie ein Porsche

Der V8 hängt am Gas, als wäre der rechte Fuß direkt mit der Benzinpumpe verbunden, jede kleinste Bewegung wird in Vorwärtsdrang umgesetzt und mit lautem Donnern aus dem Auspuff – das dank der neuen Abgasanlage deutlich markanter klingt als bei Mercedes - begleitet. Der Aston giert nach Kurven, beißt sich fest in den Asphalt und durchpfeilt Biegung um Biegung mit fast schon Porsche-ähnlicher Präzision. Allerdings nur fast: An die Leichtigkeit eines Elfers und dessen unübertreffliche Dynamik kommt der Vantage nicht ganz ran. Für die meisten Fahrer dürfte das allerdings kein Problem sein – ihre Grenzen dürften weit vor denen des Autos erreicht sein.

Apropos Grenzen: Die setzt dem Vantage auch der Benzin-Tank, der sich schneller leert als man schauen kann. Zumindest bei artgerechter Bewegung rauschen weit mehr als die versprochenen 10,5 Liter pro 100 Kilometer durch die Kraftstoffleitung. Noch etwas dürftiger dürfte übrigens der 608 PS starke V12 sein, den Aston Martin für den Vantage bereits ebenso angekündigt hat, wie eine Puristen-Version mit Handschalter. Nur ein Gerücht ist aktuell dagegen noch eine Elektro-Variante – die aber durchaus denkbar wäre. Warum sonst sollte Andy Palmer schließlich erwähnen, dass die Vantage-Plattform voll-elektrofähig sei. Marek Reichman hat einen guten Job gemacht: Der markante Vantage, mit der einmaligen Front, den vielen Sicken und Kanten, und dem knackigen Heck unterscheidet sich deutlich von seinem größeren Bruder DB11. Allerdings nicht nur optisch: Auch die Ingenieure haben sich ordentlich angestrengt, und dem Vantage im Vergleich zum DB11 eine deutlich sportlichere Abstimmung gegönnt, mit der der Brite fast schon an die Dynamik eines Porsche 911 heran reicht. Dass der Motor aus Schwaben kommt ist dabei sicher kein Nachteil – zumal die Engländer für den schöneren Sound gesorgt haben.  

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