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Erster Test: Abarth 595 50th Anniversary – Abarthig teuer

34.995,50 Euro für einen Abarth 595? Das lässt einen gleich in doppelter Weise stutzen: Denn eigentlich könnte man sich den Nachkommabetrag doch schenken und zum anderen erscheint der Vorkommapreis für ein Fiat-500-Derivat extrem hoch.

Die Begründungen: Die 50 Cent sollen auf den 50igsten Geburtstag des Abarth 595 verweisen, dem zu Ehren das in Handarbeit veredelte und entsprechend teure Sondermodell 50th Anniversary aufgelegt wurde. Streng limitiert, soll das hochpreisige Schmuckstück vor allem Sammler begeistern. Über 60 Jahre gibt es nunmehr das italienische Tuninglabel Abarth und der von Fiat bereits 1971 einverleibte und seit 2007 mit beständig wachsendem Erfolg wiederbelebte Druckmacher aus Turin bleibt dem ursprünglichen Abarth-Manifesto, PS-Träume für den kleinen Mann zu erfüllen, treu. Einen 500 mit Abarth-Weihen kann man immerhin 135 PS stark schon für rund 18.000 Euro bekommen und damit dynamisch in gehobene Sphären vordringen. Wem es nach mehr Schärfe dürstet, kann sich alternativ die seit 2012 für rund 22.000 Euro angebotene, feiner abgeschmeckte und kompromisslosere 595-Variante kaufen, die mit satten 160 PS einen Standardsprint von 7,4 Sekunden und eine Topspeed von 210 km/h ermöglicht.

1963 mit 27 PS

Eben jener 595 wurde erstmalig im Jahr 1963 auf Basis des damaligen Cinquecento aufgelegt – mit recht bescheiden anmutenden 27 PS, die jedoch ein Leistungszuschlag von 50 Prozent gegenüber dem Serienmodell bedeuteten. Motorleistung und Fahrwerte blieben zwar auch für die damaligen Verhältnisse auf bescheidenem Niveau, doch in Kurven und vor allem bei Bergrennen mutierte der 595 zum Siegertyp und damit vor allem auch in Italien zu einer legendären Kultnummer. Jetzt, 50 Jahre danach, will Abarth mit der Geburtstagsvariante des Neuzeit-595 in limitierter Auflage an diesen Mythos erinnern.

Optische Referenzen des 50th Anniversary an das Ur-Modell sind zunächst eine gräulich-mattierte Dreifach-Lackierung in Weiß und der rote Abarth-Schriftzug in den Flanken. Zusätzlich prangt ziemlich groß am Heck die originalgetreue Metallzahlenkombination 595. Der Rest sind hingegen zeitgenössische und recht typische Tuning-Veredelungen: Eine martialische Frontschürze, imposante 17-Zoll-Räder, durch welche die roten Vierkolbenzangen der Brembobremsbacken keck hindurch schimmern, und eine vierflutige Auspuffanlage betonen seinen Sonderstatus. Die vier Endrohre sorgen nicht nur für eine kraftstrotzendere Optik, sie schmettern außerdem ein kernig-freches Geschnarre der Welt entgegen.

Viel Leder und Handarbeit

Nicht minder aufwendig ist das Sonderstyling im Innenraum, welches zuallererst mit feinen Lederarbeiten verzückt. Die sportlich konturierten als auch komfortablen Vordersitze sind zweifarbig mit extraweichem Leder in Rot und Weiß bezogen. Türverkleidungen, die Tachohutze, Handbremshebel, Fußmatten oder gar die Kofferraumabdeckung wurden ebenfalls mit Tierhaut veredelt. Und selbstredend wurde auch das besonders ergonomisch geformte Sportlenkrad mit haptisch sympathischem und mehrfarbigem Lederbezug aufgewertet. Hinzu kommen ein großes Alubremspedal mit fein gezeichnetem Skorpion-Logo in der Mitte, eine, großflächige Applikation im Armaturenbrett in Mattrot oder das dreidimensional gewölbte Abarth-Logo mittig auf dem Lenkrad – in Handarbeit und mit italienischem Verve aufgeklebt.

Desweiteren hat Abarth am 50th Anniversary noch technische Verfeinerungen vorgenommen. So sorgen schwimmend gelagerte 305er-Brembo-Bremsscheiben mit Vierkolben-Zangen vorne für eine noch präzisere Verzögerung, während Koni-Stoßdämpfer für eine noch bessere Straßenlage vor allem auf dem Weg in Richtung Grenzbereich sorgen.

180 kernige PS

Für den Spaß am Limit ist der besonders durchtrainierte 595 zudem antriebsseitig üppig bestückt, denn sein auf 180 PS hochgezüchteter 1.4 T-Jet kann den 1,1-Tonner in immerhin 6,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 stoßen und auf Wunsch auch auf fast schon abwegig anmutende 225 km/h beschleunigen. Bei Testrunden auf dem Fiat-Erprobungsgelände in Balocco konnte der fesche Kugelblitz in jedem Fall ordentlich Eindruck schinden – sowohl klanglich als auch mit seinem satten Durchzug. Zumindest wenn der Turbolader dem kleinen Benziner ab 3.000 Touren die vollen 250 Newtonmeter entlockt, zieht der 595 äußerst beherzt und temperamentvoll nach vorne.

Gekoppelt ist der 595 serienmäßig an das automatisierte Schaltgetriebe „Abarth Competizione“, bei dem der Fahrer via Schaltwippen am Lenkrad manuell die fünf Vorwärtsgänge wechseln kann. Mit händischen Eingriffen verringert man die Lastwechselreaktionen aufgrund der deutlichen Zugkraftunterbrechung beim Hochschalten, die im Automatikmodus ein ausgeprägtes Fahrzeugnicken provozieren. Dieses Nicken mag im Autoalltag wenig störend sein und steht dann vielmehr der Komfort des automatischen Schaltens im Vordergrund, auf einem sportlichen Rundkurs kann die Zugkraftunterbrechung jedoch für ein wenig Verdruss sorgen.

Zwiespältiger Eindruck

So wirklich für die Rennstrecke scheint ein Fiat 500 selbst in der feinsten 595-Abarth-Ausführung aber doch nicht gemacht zu sein. Angesichts des vergleichsweise hohen Karosserieaufbaus und des kurzen Radstands sind dem Kurvenspaß etwas engere Grenzen gesetzt, in denen sich aber ebenfalls ambitioniertere Querdynamikgelüste stillen lassen. Immerhin kann man mit der Aktivierung von Sportmodus und elektronischen Differenzialsperre TTC an der Vorderachse speziell für diesen Spaß zwei Scharfmacher per Knopfdruck aktivieren und damit in launemachender Weise den 595 auf Kampflinie dirigieren. Doch realistisch gedacht ist der materialmordende Einsatz der Langlebigkeit des Fahrzeugs in unverhältnismäßiger Weise abträglich. Fiesta ST oder Mini JCW sind trotz aller technischen Finessen und Feinarbeit der Abarth-Schmiede dennoch die heißeren Kurvenfeger.

Das muss Fans des 500 und der Marke Abarth allerdings nicht weiter stören, denn letztlich bekommen sie einen gewiss aufregenden Krawallo, der optisch spektakulär daherkommt und der sich dynamisch eindrucksvoll in Szene setzen kann. Für beides reicht aber auch der knapp über 23.000 Euro teure 595 Competizione, der ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als der 50th Anniversary bieten kann. Das Jubiläumsmodell ist wohl nur für Leute, bei denen die Kostenfrage von eher zweitrangiger Natur ist und die sich einfach etwas Ausgefallenes gönnen wollen. Solche Kunden sind allerdings eher selten, weshalb nach Deutschland nur 30 der insgesamt 299 geplanten 50th Anniversary kommen werden. Eventuell sollte man also auch schnell entschlossen sein, wenn man ein Exemplar des exklusiven 595 will, denn das überschaubare Kontingent könnte schnell ausverkauft sein. Fein, cool, schnell – der 595 50th Anniversary hat ganz gewiss seine Reize und Abarth ein eindrucksvoll exklusives 35.000-Paket geschnürt. Allerdings gibt es für rund 12.000 Euro weniger mit dem 595 Competitzione eine bereits hinreißend dynamische Individualisierung à la Abarth, die viel Freude bereiten kann.

Insofern ist der 50th Anniversary einzig eine Empfehlung für Fans, die es sich leisten können, etwas verschwenderischer mit ihrem Geld umzugehen und die sich einfach von der Menge abheben wollen.

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