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Bericht: Mercedes Benz Geruchs-Prüfkammer – Mercedes macht die Schnüffelprobe

Dreißig Prozent aller Europäer leiden mindestens an einer Allergie. Und: Nach einer Studie der TU München werden es bis 2040 rund 50 Prozent sein. Grund dafür ist nicht zuletzt der hohe hygienische Standard in der heutigen Zeit.

Wo Kinder früher im Dreck gespielt und hin und wieder auch vom Sandkuchen genascht haben, wartet heute schon die Sagrotan-Mutti mit dem Reinigungstuch, damit das Kind die „I-Bah-Finger“ ja nicht in den Mund steckt. Das Immunsystem wird im Kindesalter nicht mehr sonderlich gefordert und reagiert später aus Langeweile auf irgendwelche Einflüsse mit allergischen Reaktionen – und die können lebensgefährlich werden, zum Beispiel, wenn sie während der Autofahrt auftreten. Mercedes ist sich deshalb sicher: Allergien haben im Auto nichts verloren. Die Stuttgarter schicken von der A- bis zur S-Klasse alle Modelle in die Allergieforschung und prüfen die verbauten Materialien auf mögliche Reaktionen.

Im Sindelfinger Entwicklungszentrum hat Mercedes-Benz nun eine eigene Prüfkammer für Innenraumemissionen entwickelt. Der knapp 300 Kubikmeter große, edelstahlverkleidete Testraum wirkt auf den ersten Blick wie ein überdimensionierter Backofen. Die PKWs und Vans werden in der Kammer auf Allergene, toxische Substanzen und unangenehme Gerüche überprüft.

Unzählige Schnüffelproben

Die Ausdünstungen werden bei unterschiedlichsten Temperaturen und Luftfeuchtigkeit gemessen. Das zu prüfende Fahrzeug durchläuft dabei genau definierte Temperaturprofile und wird auf mehrere hundert Substanzen untersucht. In mehreren Zyklen werden so mehr als einhundert Luftproben aus dem Fahrzeuginneren gezogen und in Speziallabors analysiert. Und: Das alles geschieht nicht nur für eine der vielen möglichen Ausstattungsvarianten, sondern alle erdenklichen Materialkombinationen müssen diese Tests bestehen. Jede Stofffarbe, jede Ledersorte, jedes Plastik, schlichtweg alles wird hier geprüft, damit man sicher gehen kann, dass kein Allergiepatient bei 200 km/h einen Schock erleidet und so zur Gefahr für sich und andere wird.

Mit diesem umfangreichen Test ist Mercedes-Benz der erste Automobilhersteller, der die Allergiefreundlichkeit wissenschaftlich überprüfen lässt. Und das wird mit dem Qualitätssiegel der Europäischen Stiftung für Allergieforschung, kurz ECARF, belohnt. Sogar die Filter der Klimaanlage müssen im neuen und gebrauchten Zustand die strengen Anforderungen des ECARF-Siegels erfüllen. Hier wird unter anderem der Abscheidegrad von Feinstaub und Pollen geprüft.

Nicht erst seit gestern

Die penible Prüfung für Allergiepatienten hat bei Daimler fast schon Tradition. „Wir messen seit 1992 die Luftqualität im Innenraum unserer Fahrzeuge und konnten die Emissionen in den vergangen Jahrzehnten um circa 80 Prozent reduzieren. Das ist vor allem möglich, weil das aufwändige Prüfverfahren und die Optimierung von Werkstoffen und Bauteilen wesentliche Aspekte unserer Entwicklung sind, die wir bereits zu Beginn eines Fahrzeugprojekts im Entwicklungsprozess hinterlegen. Und mit unserer neuen Prüfkammer können wir unser Engagement in diesem Bereich weiter intensivieren“, sagt Dr. Peter Schramm, Leiter Zertifizierung und regulatives Umfeld Umwelt der Daimler AG.

Unterstützt wird Mercedes-Benz in seiner Forschung außerdem von der Berliner Charité, beziehungsweise von deren Asthma- und Allergiepatienten, die sich für entsprechende Tests zur Verfügung stellen. Die Patienten prüfen dann unter ständiger ärztlicher Aufsicht für sie gefährliche Substanzen. Viele der Probanden zeigen sich positiv überrascht und begeistert vom allergieoptimierten Innenraum – endlich wieder frei durchatmen.

Aber nicht nur auf Ausdünstungen wird das Fahrzeug geprüft. Neben den luftgetragenen Allergenen spielt auch die Kontaktallergie eine große Rolle, die ebenfalls zu einer verstärkten Abwehrreaktion führen kann. Um die Hautverträglichkeit zu prüfen, werden sogenannte Patch-Test durchgeführt. Hierzu werden beispielsweise Lederstücke auf den Rücken der Probanden geklebt. Nach 48 Sekunden wird das Pflaster abgenommen und das Ergebnis ausgewertet. Wird eine Reaktion mit der Haut festgestellt, muss nach den Ursachen geforscht werden. Wurden falsche Chemikalien bei der Ledergerbung eingesetzt oder gefärbte Stoffe nicht ordentlich ausgewaschen? Bis dies nicht geklärt und optimiert ist, finden die Materialien keine Freigabe für den neuen Benz.

Sie steckt überall die Nase rein

Aber: In der Geruchsforschung geht es nicht nur um gefährliche Ausdünstungen, sondern auch um den Geruch selbst. Ob ein Fahrzeug gut riecht, das kann ein Computer allerdings nicht beurteilen, er merkt nur, welche Chemikalien in der Luft liegen. Für den Wohlfühlgeruch im Fahrzeuginneren muss man auf die Nasen der Mercedes-Geruchsexperten zurückgreifen. Damit das Geruchserlebnis in einem Mercedes-Benz immer gleich ist, beschäftigt der Hersteller ein Team aus Olfaktorik-Experten.

Von jedem Material, welches im Fahrzeug verbaut werden soll, nimmt das Geruchsteam eine Probe. Dafür wird der Werkstoff zwei Stunden lang in einem geruchsneutralen Glas verschlossen und auf 80 Grad Celsius erhitzt, denn unter Hitze ist die Geruchsentwicklung aus physikalischen Gründen stärker. „Diese Temperaturen sind durchaus realistisch“, sagt Hartmut Kovacs, Leiter Innenraumemissionen. „ Wenn das Fahrzeug in der prallen Sonne steht, wird es schnell so warm im Fahrzeuginneren“.

Nach dem Erhitzen lassen die Tester die Gläser auf 60 Grad Celsius abkühlen und fangen an zu schnuppern. Dazu hebt jeder Schnüffler kurz den Deckel an, riecht und schreibt seine Benotung nach alter Schulnoten-Manier für Stärke und Qualität auf. Die Note Eins steht für „nicht wahrnehmbar“, dazu zählen beispielsweise Glas, Metalle und Steine; die Benotung Drei für „deutlich wahrnehmbarer Eigengeruch, aber noch nicht störend“ und die Sechs für „unerträglich“.

Nur die Noten Eins bis Drei bestehen die Prüfung. Alles was schlechter im Schnüffeltest abschneidet, wird nicht im Fahrzeug verbaut. „Wir möchten, dass der Kunde sich ins Fahrzeug setzt und gleich einen ausgewogenen, nicht penetranten Geruch wahrnimmt“, so die Daimler-Geruchs-Expertin Claudia Schempp. Sie ist eine, die überall ihre Nase reinsteckt. Aber nicht alle Länder wollen den typisch europäischen Geruch. „Die Europäer beispielsweise mögen den Geruch von hochwertigem Leder im Innenraum, der Chinese hingegen mag den Geruch nicht“, fährt Schempp fort. „Da muss man schon drauf hinweisen, dass Leder ein Qualitätsmerkmal ist“. Bei Mercedes-Benz können Allergiepatienten im Auto aufatmen. Denn: Allergische Reaktionen haben im Fahrzeuginneren nichts zu suchen. Wer betroffen ist, kann sogar beim Kauf des nächsten Benz den Verkäufer auf bekannte Reaktionen hinweisen. Dieser kann dann eine Anfrage an die Entwicklung richten, damit eine mögliche Gefährdung der Fahrer beim Neuwagenkauf ausgeschlossen werden kann. Und noch ein Tipp für alle Autofahrer: Lassen Sie regelmäßig den Filter ihrer Klimaanlage austauschen - allein das beugt schon allergischen Reaktionen vor.

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