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Bericht: Individualisierung bei Audi, BMW und Mercedes – Was hat sie, was ich nicht habe?

Was tun, wenn die Liste der Ausstattungsoptionen zwar lang, aber nicht endlos ist? Dann schlägt die Stunde der Individualisierungsexperten, die bei Mercedes und Co. nahezu jeden Wunsch nach dem einmaligem Auto erfüllen. Wir haben hinter die Kulissen geschaut.

Das Drama nahm seinen Lauf. Das eine Grün war zu hell, das andere zu dunkel. Selbst der mühselig hervorgekramte Sonderkatalog mit den aufpreispflichtigen Farben der gesamten Modellfamilie vermochte den Kunden nicht überzeugen. Was blieb dem Verkäufer da anderes übrig, als den Telefonhörer zu schwingen und direkt im Werk um Hilfe zu suchen. Am anderen Ende der Leitung nahte diese in Form des Fachmanns der Fahrzeug-Individualisierung. Das Grün im Ton des Familienwappens? Kein Problem, man möge doch bitte eine entsprechende Farbprobe ins Werk senden und dann etwas Geduld mitbringen. Ob es sonst noch einen Wunsch des Kunden gäbe?

Wunschlos glücklich

Für die Experten der Individualisierungsabteilungen sind diese Gespräche längst Alltag. Während seit Mitte der 80er Jahre die Tuning-Branche aufgrund immer strengerer Vorschriften und somit immer höherer Entwicklungskosten stark schrumpfte, wuchs der Wunsch der Kunden nach individuellen Lösungen und Ausstattungen. Die Hersteller, allen voran Audi, BMW und Mercedes, machten sich daran, eigene Programme zu entwickeln. Erst zaghaft, dann mit immer mehr Manpower begannen sie nicht nur die Außen- und Innenfarben den Wünschen der globalen Kundschaft anzupassen, auch vor individuell zugeschnittenen Einzellösungen machten sie nicht Halt.

Beleuchteter Zeitungsständer bei BMW

Als Pionier in Sachen Individualisierung darf dabei BMW gelten. Bereits beim BMW 745i aus den 80er Jahren legten die Münchner mit belederten Konsolen, Büffelhäuten und Radiofernbedienung im Fond die Messlatte reichlich hoch. Diese Ausstattung gab es zwar unter dem Namen Executive beziehungsweise Highline im Handel zu kaufen, doch war die Verarbeitung bereits damals so herausragend gut, dass selbst nach zwanzig Jahren kaum Probleme mit den nachträglich belederten Bauteilen vermeldet wurden. Ein Umstand, der sich bei BMW wie ein roter Faden durch das Schaffen der für diese Dinge zuständigen M GmbH zieht.

So gerüstet ist dann auch ein beleuchteter Zeitungsständer für eine Verlegerin zwischen den Fondsitzen ihres 7er BMW nur eine Fingerübung. Ein Meisterstück realisierte BMW in Zusammenarbeit mit dem Flensburger Bootsbauer und Silberbesteckhersteller Robbe & Berking. Zahlreiche Innen- und Außenteile eines nachtblauen 7er wurden hier unter großem Aufwand mit handgedengelten Silberintarsien und Bauteilen aus 925er Sterling-Silber veredelt, was den Preis des Einzelstückes auf 320.000 Euro trieb. Obwohl nur einmal gebaut, würde BMW bei entsprechendem Interesse auch eine Fertigung mehrerer Fahrzeuge realisieren, so ein Pressesprecher des Autobauers.

Audi musste Lehrgeld zahlen

Ganz so edel geht es bei Emporkömmling Audi dagegen nicht zu. Die Ingolstädter mussten sich vieles von den Mitbewerbern abgucken, ehe sie mit der Quattro GmbH 1983 das Thema Individualisierung angingen. Der erste Audi der Oberklasse, der Audi V8, verlangte nach komplexen Einzellösungen, für die es nirgendwo im Volkswagen-Konzern Vorgaben gab, denn konstruktiv basierte vieles auf Lösungen des einfachen Audi 100. Also bastelte man im wahrsten Sinne des Wortes im Verborgenen, nämlich in der Kundendienstwerkstatt in Neckarsulm oder in Ingolstadt. Bei heimischen Radiohändlern und Schreinern wurde gewerkelt, was man sich im Stillen Kämmerlein erdachte und nicht selten fanden sich in den ersten Audi V8 Fax-Geräte oder TV-Module im Fond mit handgelöteten Kabelbäumen oder aus Sperrholz und Heißkleber zusammengefriemelten Konsolen. Dass es dann nach dem Beledern von Konsolenteilen zu hässlichen Knarzgeräuschen kam, oder sich das Leder unter der Sonneneinstrahlung von den Armaturenbrettflächen wölbte, sind nur einige der schmerzlichen Erfahrungen, die man bei Audi sammeln musste. Anspruchsvolle Kundschaft zu bedienen, war eben etwas anderes als Modelle von der Stange zu bauen.

Perfektion bis ins Detail

Das ist lange her und heute beschränkt sich das Treiben der Audianer im Wesentlichen auf ein zusätzliches Farben und Lederangebot. Einst unter dem Namen Classic Line eingeführt, beherrschen die Ingolstädter das Zusammenstellen stimmiger Innenraumdessins bis in die Perfektion. Zu beledernde Konsolen werden heute mit Mindermaßteilen hergestellt, sodass die Gesamtdicke des neu beschichteten Bauteils exakt der des Serienproduktes entspricht - Knarzen ausgeschlossen. Und sollte doch mal ein Kunde rosafarbene Sitze zu blauer Außenfarbe wünschen, ist das auch kein Problem. Solange die Aufpreissumme akzeptiert wird, wird nahezu jeder Wunsch erfüllt.

Luxus aus Erfahrung

Auch Mercedes erfüllt ausgefallene Kundenwünsche. Die hierfür zuständige Abteilung hört auf das klangvolle Buchstabentrio AMG. Sonderumbauten sind zwar auch hier seltener geworden, seit Haustuner AMG und die Daimler-Preisliste schon so ziemlich alles anbieten, doch gerade die große Beliebtheit der Daimler-Karossen in arabischen Ländern sorgt immer wieder für eigenwillige Anfragen. Zu den Hochzeiten der Spoileritis wendeten sich die Herren Ölscheichs zwar vergebens an die Konzernzentrale in Stuttgart, doch seit man dort gemerkt hat, wie wohltuend ein paar Modifikationen am einst so heiligen Sternmobil der Portokasse tun, ist man den Wünschen aus dem Orient gegenüber nicht mehr generell abgeneigt.

Styleguide ad acta gelegt

Freilich nur, solange es in den Augen der Herren Daimler vertretbar ist. Denn so mancher in der Vergangenheit durch einen Drittanbieter realisierte Wunsch verstieß in den Augen der Schwaben derart gegen den guten Geschmack, dass die Rechtsabteilung sich genötigt sah, den Stern an jenem in Regenbogen-Farben lackierten Flügeltürer SEC vom Typ 126 entfernen zu lassen. Heute hat sich das Problem durch das Ableben der meisten Tuner von allein erledigt und es genügt, meist matter Lack und ein paar polierte Felgen, um auch die erlesenste Kundschaft im fernen Saudi Arabien selig zu machen. Exorbitant teure Leistungssteigerungen mittels technischer Einzelumbauten spielen heutzutage dank des umfangreichen Angebotes des Herstellers auch wegen der hohen Entwicklungskosten kaum noch eine Rolle.

Sicherheit geht vor

Denn auch wenn die Kundschaft mit dem Scheckbuch noch so wedelt, von der Firmenphilosophie weicht keiner der deutschen Premium Hersteller ab. Gemacht wird nämlich nur das, was erlaubt ist und dem Anspruch der Marke gerecht wird. Dies gilt sowohl für Alltagstauglichkeit als auch für die Sicherheit. So ist es zwar problemlos möglich, bei den meist aufgeladenen Turbomotoren der Topmodelle mehr Leistung heraus zu kitzeln, werden diese Maßnahmen jedoch nicht den allgemeinen Sicherheits- und Haltbarkeitsansprüchen des Herstellers gerecht, hilft auch der Scheck des Scheichs nicht weiter. Das geht soweit, dass selbst früher bedenkenlos durchgeführte Änderungen in den Innenräumen, wie etwa der Einbau eines Kühlschranks, erst dann das OK des Herstellers bekommt, wenn die Maßnahme einen aufwändigen Crashtest über sich hat ergehen lassen. Wäre ja auch nicht auszudenken, wenn die zusätzliche Mittelkonsole im Fond sich bei einem Crash aus der Verankerung löst und für schwerwiegende Verletzungen sorgt oder der Deckenmonitor bei einem Überschlag das gesamte Fahrzeug in Brand setzt.

Demokratisierung schreitet voran

Dass der Wunsch nach einem individuellen Auftritt nicht mehr nur Sache der Oberklasse ist, zeigt die aktuelle Entwicklung. Bei Smart mehren sich die Anfragen nach höchst individuellen Kombinationen für den Smart, die Brabus-Ausführung des City-Minis ist seit Jahren der Renner und als der Hersteller jüngst eine Kleinserie des Designers Jeremy Scott vorstellte, an deren Heck zwei sinnlose Plastikflügel angebracht waren, war das Modell binnen weniger Tage ausverkauft. Dass bei Audi und Mini dann noch zahllose Aufkleber-Sets zur Individualisierung der eigentlich recht profanen Einstiegsmodelle geordert werden, ist ein weiterer Beweis dafür, dass es mit der Lust am Auto doch nicht so ganz vorbei sein kann.

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