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Bericht: Audi Travolution – Die Ampelflüsterer

Kommunikation gilt als ein Schlüssel zum Erfolg. Auch Autos, die mit Ampeln, Parkhäusern und Tankstellen reden, könnten künftig dem Fahrer diverse Vorteile bieten.

Mehr Komfort, mehr Sicherheit und weniger Spritverbrauch - hier sieht Audi die Potenziale, die eine Travolution genannte Testflotte ausloten soll. Allerdings hat die Kommunikation zwischen Auto und Infrastruktur noch ihre Tücken, wie wir bereits praktisch erfahren durften.
Technisch sind wir längst soweit. Hardware-seitig müssen Autos nur noch mit dem verschlüsseltem automotive W-LAN und/oder einer UMTS-Antenne ausgestattet werden. Noch etwas mehr Rechnerleistung und entsprechende Software-Applikationen machen aus bereits bestehenden Audi-Modellen voll einsatzfähige Travolution-Autos. Wenn dann noch eine entsprechende Infrastruktur von kommunikationsfähigen Ampeln, Tankstellen und Parkhäusern vorhanden ist, sind viele Anwendungen denkbar, wie uns Audi praktisch demonstrierte.

Relativ einfach und in der Praxis überzeugend ist die kommunikationsfähige Tankstelle des Kooperationspartners Shell. Mit einem Testwagen der Travolution-Flotte signalisieren wir auf dem Tankstellenhof per Knopfdruck unsere Tankabsicht und bekommen in unserem Display umgehend die freien Zapfsäulen angezeigt. Wir wählen die Zapfanlage neben uns und geben unsere im Fahrzeug hinterlegten Kreditkarten-Informationen über das verschlüsselte W-LAN-Netz frei.

Shell zeigt sich aufgeschlossen

Nun ist die Zapfsäule speziell für unser Fahrzeug blockiert und würde sogar den Tankvorgang unterbinden, sollten wir den falschen Treibstoff wählen. Nachdem wir den richtigen Sprit eingefüllt haben, bestätigen wir noch per Tastendruck im Fahrzeugcockpit den Betrag, die Geldabbuchung folgt automatisch und wir können die Zapfsäule wieder frei machen.

Der lästige Gang zu den Konsumtempel-artig ausgebauten Kassenhäusern entfällt also und damit hätten die Tankstellenbetreiber widererwarten nicht mal ein Problem. Shell-Manager Stephan Gebhart räumt zwar ein, dass die Pächter mit dem Verkauf anderer Produkte am meisten verdienen. Doch Kunden, die nur tanken wollen, kaufen in der Regel auch nichts anderes.

Die Kommunikation zwischen Auto und Tankstelle funktionierte im Praxistest also reibungslos und überzeugte. Ob eine solche Anwendung in naher Zukunft allerdings in Serie gehen wird, ist noch ungewiss. Doch gibt es bei Audi und Shell offensichtlich verstärktes Interesse an der Kommunikation von Auto und Tankstelle. Die Audi-Tüftler sehen sich zumindest in der Lage, eine solche Anwendung auch kurzfristig zur Serienreife zu bringen.

Bequeme Parkhaus-Anwendung

Ebenso praktisch wie auch für den Serieneinsatz recht einfach umsetzbar ist die Kommunikation mit Parkhäusern. Auch hier hat Audi in Ingolstadt einen Parkplatz mit W-LAN-fähiger Bezahlschranke ausgestattet. In einer Warteschlage müssen wir allerdings darauf achten, bei der Einfahrt dem System mitzuteilen, dass auch wirklich wir und nicht unser Vordermann (ebenfalls ein Audi-Travolution-Testwagen) jetzt einfahren.

Nach der Bestätigung auf dem Fahrzeug-Display per Tastendruck öffnet sich die Schranke. Beim Verlassen des Parkplatzes folgt das gleiche Spiel, allerdings müssen wir hier noch den Betrag bestätigen und können wieder ausfahren. Ticket ziehen, lästige Kleingeldsuche oder Schlange stehen am Bezahlautomaten entfallen.

Grüne Welle

Ebenfalls das Autofahrerleben erleichtern und für Spriteinsparungen sorgen soll die Kommunikation von Autos mit Ampeln. Hier hat sich Audi gleich mehrere Anwendungen einfallen lassen, die allerdings in der Versuchs-Praxis noch nicht ganz überzeugen wollten.

Eine eigentlich verheißungsvolle Nutzung ist eine adaptive Grüne-Welle-Anzeige. Hierbei kommuniziert der Wagen via UMTS mit mehreren aufeinanderfolgenden Ampeln in Ingolstadt. Hat man eine Ampel passiert, taucht im Display des Kombiinstruments die verbleibende Zeit bis zum Beginn der Rotphase an der nächsten Ampel und eine Geschwindigkeitsempfehlung auf, mit der man noch rechtzeitig vor der Rotphase beziehungsweise zum Beginn der nächsten Grünphase diese Ampel erreichen kann.

Mit Verbesserungspotenzial

Doch so richtig rund läuft die Testroute für uns nicht. Zwischendurch bremst uns eine bedarfsgeregelte Fußgänger-Ampel aus und die Geschwindigkeits-Empfehlungen variieren in Fünfer-Schritten zwischen 25 und 50 km/h. Wer schleicht schon gerne mit 25 Sachen zur nächsten Ampel und Empfehlungen jenseits der 50 km/h werden aus rechtlichen Gründen nicht gegeben.

Und sollte der Vordermann langsamer als unsere Empfehlung fahren, wird man die Ampel ebenfalls nicht mehr bei Grün erreichen können. Von Lücken im UMTS-Netz einmal ganz zu schweigen. Trotz konzentrierter Versuche  enden wir also häufiger an einer der 25 speziell für die Testphase umgerüsteten Ampelanlagen bei Rot. Immerhin informiert uns das Display dann über die noch verbleibende Zeit der Rotphase.

Zu viele Infos

Ein weiterer praktischer Nachteil: Die Geschwindigkeits-Empfehlungen werden im kleinen Display im Kombiinstrument angezeigt. Gleichzeitig auf die dort angezeigten Empfehlungen zu achten, den Tempomat noch entsprechend einzustellen und dann noch das Verkehrsgeschehen im Auge behalten, stellte uns zumindest bei diesem Probelauf noch vor eine verwirrende Konzentrations-Aufgabe.

Wenn schon ein System mit Geschwindigkeits-Empfehlung, dann doch bitte eines mit Head-Up-Display. Zumindest will man bei Audi eine solche Anzeigen-Lösung künftig nicht ausschließen. Doch ohnehin befindet sich das Travolution-Projekt bei seiner ersten Pressedemonstration noch in einer recht frühen Testphase.

Mehr Tests, weniger Tote

Geplant ist sogar eine Ausweitung der Testumgebung: Audi will zusammen mit den Stadtvätern in Ingolstadt in naher Zukunft die kommunikationsfähigen Ampelanlagen auf 52 erhöhen und die Testflotte ausbauen. Die Ingenieure und Informatiker haben also noch Zeit, einen praxistauglicheren Ampel-Assistenten zu entwickeln.

Gut möglich, das man als Fahrer diese Geschwindigkeits-Empfehlungen, die man ja stets auch ignorieren darf, dann wie selbstverständlich in seine Fahrweise ergänzend einfließen lässt. Würden Städte ihre Ampeln auf Autokommunikation umrüsten und mindestens jedes zehnte Fahrzeug mitmachen, wären die Potenziale für die Umwelt dank weniger Spritverbrauch nach Ansicht von Audi bereits bemerkenswert hoch.

Rechtzeitige Warnung

Und noch einen positiven Effekt malt Audi in den Statistik-Himmel: Jährlich gibt es auf deutschen Straßen allein auf Grund von Rotlichtverstößen an Ampeln 7.000 Verletzte und 100 Tote. Wer mit einem kommunikationsfähigen Auto auf eine rote Ampel zurast, könnte vom Fahrzeug noch rechtzeitig vor einem drohenden Ampelverstoß gewarnt werden. Bis wir in Deutschland allerdings soweit sind, dürfte noch viel Zeit vergehen.

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