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Bericht: Antriebsinnovationen bei Opel – Mit neuer Kraft

Wer Opel bereits abgeschrieben hat, könnte alsbald eines Besseren belehrt werden. Die Blitzmarke hat schon längst den Offensiv-Modus aktiviert.

Neben der bereits erfolgten Modell-Expansion (Adam, Mokka, Cascada) hat Konzernmutter GM Anfang April 2013 außerdem ein vier Milliarden Euro schweres Investitionsprogramm bis 2016 beschlossen. Parallel befindet sich ein Füllhorn von Antriebs-Neuheiten in der Entwicklung, die kurz- bis mittelfristig in Serienmodellen zum Einsatz kommen. Wir konnten im Testzentrum Dudenhofen eine Reihe dieser künftigen Motoren und Getriebe antesten. Wenn man einmal vom Ampera absieht, gibt Opel bei den Antrieben schon lange nicht mehr den Takt an und die meisten Motoren fahren dem Wettbewerb hinterher. Diesen Rückstand will man wett machen und will Opel laut Christian Müller, Direktor für Motoren-Anwendungen, „zurück nach ganz vorn“. Zusätzlich wollen die Rüsselsheimer mit ihrer Antriebsoffensive den CO2-Ausstoß ihrer Flotte bis zum Jahr 2020 um 27 Prozent reduzieren.

Den Anfang bei den Motoren macht ein neuer 1,6-Liter-Benzin-Direkteinspritzer. Einspritzer? Ja, den gab es bereits vor gut zehn Jahren als 2.2 Direct, allerdings nur für wenige Jahre. Jetzt wagt Opel einen Neustart mit dieser inzwischen weitverbreiteten, spritsparenden und leistungsfördernden Technik. Der Vierzylinder wird die mittlere Position von insgesamt nur noch drei Benzinmotor-Architekturen einnehmen. Künftig sollen drei Motorenfamilien mit drei und vier Zylindern und einem Hubraumspektrum von 1,0 bis 2,5 Liter alle Opel-Modelle antreiben und dabei einen weiten Leistungsbereich abdecken.

Die neuen Direkteinspritzer

Erster Vorläufer dieser Neustrukturierung ist der SIDI (Spark Ignition Direct Injection) genannte 1,6er, den Opel bereits in den Baureihen Astra, Zafira und Cascada in einer 170-PS-Version anbietet. Mit rund sechs Litern Verbrauch realisiert dieser Antrieb über 10 Prozent Spritersparnis im Vergleich zum Vorgänger-Aggregat 1.6 Turbo. Gleichzeitig zeichnet sich dieser Motor durch 30 Prozent mehr Drehmoment, eine geringere Geräuschentwicklung und seine Euro-6-fähig aus.

Die 170-PS-Version wird in der Opel-Nomenklatur als Eco-Variante bezeichnet, zusätzlich wird es in absehbarer Zeit noch eine Perfomance-Version mit Single-Scroll-Turbolader geben, die 200 PS und 300 Newtonmeter leisten soll und die wir in einem Astra bereits fahren konnten. Auf unser kleinen Testrunde offenbarte sich der Motor allerdings nicht ganz so durchzugsstark, wie wir es angesichts der Leistungseckdaten erwartet hätten. Immerhin liegt sein hohes Drehmoment recht früh an und dreht der Vierzylinder befreit nach oben, bietet zudem im fünften Gang bei höheren Geschwindigkeiten einen spontanen und kräftigen Durchzug. Das hohe Drehmoment fällt dabei spürbar über die Vorderachse her, die sich zwischenzeitlich etwas überfordert zeigte. Ebenfalls etwas herb ist die Akustik, denn bei höheren Drehzahlen klingt das Aggregat kernig, was dem dynamischen Vortrieb eine angenehm sportliche Note verleiht, wenngleich der Akustikkomfort etwas auf der Strecke bleibt. Genaue Fahr- und Verbrauchswerte will Opel erst zu einem späteren Zeitpunkt verraten.

Starker Downsizing-Diesel

Beeindruckender war hingegen die Testfahrt mit dem neuen 1,6-Liter-Diesel. Der 1.6 CDTI bietet trotz eines bescheidenen Hubraums stolze 136 PS und 320 Newtonmeter und wäre nach derzeitigem Stand der leistungsstärkste Diesel seiner Hubraumklasse. Für eine erste Testrunde wurde das Aggregat in den recht schweren Zafira verbaut, den der kleine Diesel in Kombination mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe flott voran bringt und dabei ein weitgehend erwachsenes Fahrgefühl vermittelt. Lediglich nach oben raus geht dem Diesel dann etwas die Puste aus. 11,2 Sekunden soll der Sprint dauern, bei 193 km/h endet der Vortrieb und damit ist der 1.6 CDTI marginal schneller als der Zafira mit dem 130 PS starken 2.0 CDTI. Im Gegenzug bietet der 1.6er mit einem Verbrauchswert von 4,1 Litern eine Ersparnis um vier Zehntelliter gegenüber dem Zweiliter-Diesel.

Darüber hinaus erreicht der kommende 1,6-Liter-Diesel die EU6-Norm, bei der eine deutliche Reduktion der NOx-Werte nötig ist. Um die Stickoxid-Emissionen von 180 auf 80 Gramm zu senken, bedarf es allerdings einer Abgasnachbehandlung mit Harnstoff. Hierzu wird ein Zusatztank installiert, dessen 8-Liter-Reserve alle 10 bis 15.000 Kilometer mit dem an Tankstellen für 40 Cent pro Liter erhältlichen AdBlue aufgefüllt werden muss.

Ein weiterer Vorteil: Zwar ist das Dieselprinzip akustisch weiterhin präsent, doch im Vergleich zum rumpeligen 1,7 CDTI ist der kräftigere 1.6er ein Flüsterantriebswunder. Bis Juni 2013 müssen wir noch auf die Einführung des 1.6 CDTI warten. Im Vergleich zum bisherigen 2.0 CDTI mit 130 PS dürfte diese Version um einige 100 Euro teurer werden, denn die aufwändige Harnstoffnachbehandlung ist etwas kostspieliger.

Viele neue Getriebe

Neben den kurz- und mittelfristigen Motorneuheiten hat Opel noch einige Getriebe in der Pipeline. Überarbeitet wurde unter anderem das manuelle Fünfgang-Getriebe, welches zum Beispiel beim hinlänglich bekannten 1,6-Liter-Saugbenziner zum Einsatz kommt. Die Übersetzung bleibt unverändert, doch konnte Opel vor allem das Schaltgefühl optimieren, welches spürbar exakter und leichtgängiger ist. Beim Astra ist dieses Getriebe bereits bestellbar.

Noch ein paar Monate warten wird man auf eine ebenfalls überarbeitete Sechs-Gang-Wandlerautomatik für den Insignia OPC. Das Top-Modell der Rüsselsheimer wird in wenigen Wochen mit einem umfangreichen Facelift präsentiert. Auch die OPC-Version wird profitieren, unter anderem von einer Automatik, bei der die Schaltzeiten optimiert wurden. Sehr direkt und flink werden jetzt die Gänge sortiert und kann der OPC damit noch souveränen Fahrspaß vermitteln, fast so als würde ein Doppelkupplungsgetriebe ohne Kraftschlussunterbrechung die Gänge wechseln.

Achtgang-Automatik kommt

Etwas langsamer gehen die Gangwechsel bei einer für größere Opel-Baureihen geplanten Achtgang-Automatik, die vom Zulieferer Aisin kommen wird. Fahren durften wir den Übersetzungs-Riesen im Zafira mit Diesel. Im Wesentlichen verhält sich der Achtgänger wie eine moderne Wandler-Automatik, die allerdings dank der vielen Gänge über ein breites Geschwindigkeitsband dafür sorgt, dass der Motor mit besonders niedrigen Drehzahlen operieren kann. Wenn man es eilig hat und Vollgas gibt, kann die Automatik gleich mehrere Gänge auf einmal überspringen und umgehend in einen hochtourigen Modus wechseln. Neben dem gehobenen Komfort soll das Getriebe noch Effizienz- und Gewichtsvorteile gegenüber der aktuellen Sechs-Gang-Automatik bieten. Wann und in welchen Modellen die Achtstufen-Automatik zum Einsatz kommt, haben die Rüsselsheimer noch nicht verraten.

Für die Klein- und Kompaktwagen-Baureihen wird Opel vermutlich ab 2014 ein neues manuelles Sechsgang-Getriebe bringen, das für maximal 235 Newtonmeter ausgelegt wird. Das Getriebe soll vor allem der Kundennachfrage nach sechs Gängen gerecht werden, auch wenn die Vorteile gegenüber einer Fünfgang-Variante nicht sonderlich groß sind. Dennoch will Opel mit dem neuen Getriebe auch Spriteinsparungen realisieren, was unter anderem durch eine leichtere Bauweise und durch niedrigere Reibung dank der Verwendung neuer Lager und einem Niedrigviskose-Öl erreicht wird.

Neues automatisiertes Schaltgetriebe

Als weitere zukunftsnahe Getriebeneuheit ist Opel dabei, für Kleinwagen-Baureihen noch ein neues automatisiertes Fünfgang-Getriebe zur Serienreife zu bringen. Dieses dürfte voraussichtlich 2015 im neuen Corsa erstmalig zum Einsatz kommen. Vor allem drei Vorteile bietet dieses Getriebe: Man muss nicht selber schalten, es bietet ein vergleichsweise hohes Spritsparpotenzial und im Vergleich zu einer Wandler-Automatik sind die Anschaffungskosten niedrig. Der Nachteil und deswegen bei Kunden recht unbeliebt sind automatisierte Getriebe ob ihrer deutlich spürbaren Zugkraftunterbrechung bei Gangwechseln, die oft zu starken Nickbewegungen des Fahrzeugs führen. Mit dem neuen Getriebe will Opel diesen Effekt zumindest reduziert und den Schaltkomfort erhöht haben. Diesen Eindruck konnten wir auf einer Testrunde im Adam durchaus bestätigen, wenn auch bei Vollgas dieser Effekt weiterhin deutlich spürbar bleibt. Doch eigentlich kann man sich an diese Eigenheit gewöhnen, sofern man nicht fortwährend das maximale längsdynamische Potenzial des Motors abrufen will. Bei ruhiger Gangart vollziehen sich die Gangwechsel auf angemessen geschmeidige Art .

Noch geschmeidiger werden diese bei einem Doppelkupplungsgetriebe ausfallen. Auch ein solches will Opel in den nächsten Jahren ebenso wie ein stufenloses CVT-Getriebe bringen. Hier bleibt Opel allerdings in Hinblick auf die Zeitplanung und die Modelle unkonkret. Testen konnten wir diese kommenden Neuheiten auch noch nicht. Revolutionäres dürfte hier aber ohnehin nicht zu erwarten sein.

Nachgezogen, aber nicht auf der Überholspur

Und hier liegt wohl auch das einzige Manko an der Antriebsoffensive von Opel: Es fehlen revolutionäre oder zumindest herausragend innovative Aspekte. Unterm Strich wird Opel zwar eine geballte Ladung an konventionellen Antriebsneuheiten bringen, jedoch handelt es sich bei keiner dieser Verbesserungen um einen bedeutenden Schritt nach vorn. Vielmehr bringt Opel seine Motoren und Antriebe auf das derzeit vielfach noch höhere Niveau der Wettbewerber. Allein der neue 1.6 CDTI verspricht nach heutigem Stand ein marktübergreifendes Spitzenprodukt zu werden, mit dem Opel in den nächsten Monaten wohl die ein oder andere Topmarken wird setzen können.

Die Antriebsneuheiten von Opel sollen aber nicht allein dem Kunden Vorteile bringen. Die GM-Tochter will vor allem mit der Reduktion von sieben auf drei Benzinmotor-Architekturen produktionsseitig Skaleneffekte erzielen und produktionsseitig damit deutliche Einsparungen realisieren. Inwieweit der Kunde von diesen Einsparungen profitiert, bleibt abzuwarten, für Opel dürfte es auf dem Weg in Richtung schwarzer Zahlen aber ein wichtiger Schritt sein.

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