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Bericht: 40 Jahre Jaguar V12-Zylinder – Königsklasse

Sie sind die motorischen Superlative, stehen für unerschöpflich viel Leistung, große Hubräume, royale Limousinen, ultraschnelle Sportwagen und majestätischen Luxus. Zwölfzylinder-Motoren zeichnen die Königsklasse des Automobils aus.

Vor genau 40 Jahren präsentierte der Nobelhersteller Jaguar mit einem 5,3-Liter-V12 im Jahrhundertsportwagen E-Type seine Eintrittskarte in diese elitäre Liga der Supercars. Mit Serien-Leistungswerten bis 330 PS und dem Einsatz in den Luxuslimousinen Jaguar XJ 12 und Daimler Double Six, aber auch im Le-Mans-Siegerfahrzeug von 1990 und in extraordinären Racern wie bis zu 800 PS starken Hochseerennbooten oder einer Replika der Jagdflugzeugikone Spitfire bescherte der V12 Jaguar Glanz und Glorie.

Derart im Image gestärkt, überwand die britische Marke mit dem Katzensignet stürmische Zeiten nach der ersten Ölkrise und der Übernahme durch andere Konzerne. Nicht einmal der anfangs exorbitante Durst der Zwölfzylinder kratzte am Ruf der repräsentativen Triebwerke.

Unerreichter Mythos

Im Gegenteil, BMW und Mercedes zogen mit fast 20jähriger Verspätung nach und präsentierten die eigenen Flaggschiffe für die Reichen und Mächtigen der Welt ebenfalls mit V12-Antrieb. Da hatte der Jaguar-Motor bereits den Zenith seiner Karriere erreicht – ein Vierteljahrhundert nach seiner Markteinführung sollte er durch einen ebenso starken, aber sparsameren Achtzylinder ersetzt werden. Der Mythos des V12 bleibt jedoch unerreicht.  

„Buy British and be proud of it“, hieß es einst auf der Insel als es darum ging, die Autokäufer zum Erwerb heimischer Produkte zu animieren und Stolz zu wecken auf die britische Fahrzeugindustrie. Es war ein markiger Spruch, der von Zeit zu Zeit wiederkehrte, wenn es galt, Wirtschaftsflauten zu überwinden.

So auch in den Jahren des Niedergangs der einst mächtigen britischen Automobilindustrie, die mit einem großen Markensterben, Zusammenschlüssen und Übernahmen in die 1970er Jahre gestartet war. Jaguar fusionierte damals mit der British Motor Corporation zur British Motor Holding BMH und die BMH wiederum mit Leyland zum fast 20 Marken umfassenden Moloch British Leyland Motor Corporation.

Zeit der Wirren

Eine Zeit der Wirren, die Jaguar mit dem seinem sportlichen Aushängeschild, dem damals bereits Mythos gewordenen E-Type, und den 1968 vorgestellten XJ-Limousinen überstehen musste.  Allerdings waren die Verkaufszahlen des 1961 eingeführten und vor allem in den USA überaus populären Supersportwagens eingebrochen und ein Nachfolger noch nicht in Sicht.

Neue amerikanische Abgasbestimmungen hatten die für den US-Markt bestimmten Fahrzeuge auf 187 PS Leistung kastriert – weniger als Corvette, AC Cobra und sogar Ford Thunderbird aufboten. Was also tun? Sir William Lyons, Gründer und Chef des Hauses Jaguar, forcierte die Entwicklung eines potenten Leistungs- und Imageträgers, des V12.  

Für LeMans geplant

Erste Zeichnungen eines Jaguar V12-Triebwerks waren bereits um 1955 entstanden. Damals sollte eine stärkere Maschine die legendären Jaguar XK-Racer zu weiteren Triumphen in Le Mans führen. Realisiert wurde das angedachte Kraftwerk aus zwei 2,5-Liter-XK-Sechzylindern allerdings nicht.

Einen neuen Anlauf nahmen die Jaguar-Ingenieure in den frühen 1960er Jahren, wieder mit dem Fokus auf einen Triumph beim weltweit härtesten Langstreckenrennen, den 24 Stunden von Le Mans. Mit einem Zwölfzylinder sollte die Vormacht von Ferrari und Ford im Motorsport gebrochen werden – ein Vorhaben, das vorerst nicht realisiert werden konnte. Es blieb beim V12-Prototypen XJ 13, der allerdings nicht siegfähig schien.

Experiment

Vor allem legte Jaguar-Chef Lyons vorübergehend den Fokus auf Vertrieb und Weiterentwicklung seiner überaus erfolgreichen Superstars für die Straße. 1968 debütierte die Limousine XJ, wobei die ursprünglich interne Projektbezeichnung XJ für „eXperimental Jaguar“ stand. Vielleicht auch, weil Lyons mit dem XJ von Anfang an die europäische Vorkriegstradition repräsentativer Zwölfzylinder-Limousinen wiederbeleben wollte.  

Zum Einsatz kam der Motor der Königsklasse jedoch völlig überraschend erstmals im E-Type. Eigentlich war der 5,3-Liter erst für den designierten Nachfolger F-Type vorgesehen, nun musste er aber den ins Stocken geratenen Verkauf der durch Abgasentgiftung erlahmten Katzen beschleunigen. Dazu mutierte der E-Type zur überarbeiteten Serie III, die es nur noch als 2+2 Coupé und als Roadster mit langem Radstand gab.

Kolossalmotor

Herzstück des modfizierten E-Type mit der fast endlos langen Motorhaube war nun der V12 mit 5,3 Liter Hubraum. Heute fällt der Kolossalmotor durch die eher konservative Konstruktion auf – und mit relativ bescheidener Literleistung. Vor allem mit den abgasentgifteten und wie zuvor bei den Sechszylindern entkräfteten Exportversionen, die auf amerikanisches Bleifrei-Niedrig-Oktan-Benzin abgestimmt waren.

„Lahme Ente“ schimpften zeitgenössische Testfahrer die derart geschwächten E-Type im Vergleich zu den bis 315 PS freisetzenden europäischen Versionen. War dies wirklich genug an Kraft und Herrlichkeit, um es mit potenten Corvette oder kleinen Ferrari aufzunehmen? Vielleicht nicht ganz, dafür konnte die magische Zahl 12 als Typenbezeichnung immerhin ebenso viel an Prestige und Noblesse vermitteln wie es schon der Urvater aller V12 im Packard Twin Six von 1916 vermochte. So wie einst Packard avancierte nun Jaguar zum leuchtenden Stern am Himmel der Luxusfahrzeughersteller.

Erster europäischer V12

Dies ganz besonders als 1972 der Jaguar XJ 12 als erste europäische Zwölfzylinder-Serienlimousine seit 1939 debütierte. Schlagzeilen machte der XJ 12 damals sogar mit Details wie der Weltneuheit „Erste Zwölfzylinderlimousine mit Automatik und Klimaanlage“ – Vorraussetzung für eine erste Exportoffensive nach Texas und andere heiße Wüstenländer der Ölmultis. Blieb allerdings immer zu hoffen, dass das edle Triebwerk unter solchen Einsatzbedingungen keine thermischen Probleme bekam.

Zumal die schönen Viertürer sich über Jahre mit dem Prädikat schmückten, als „schnellste Großserienlimousinen der Welt“ an der 230 km/h-Marke zu kratzen. Als BMW im Jahr 1987 den 750i präsentierte und den Nimbus der Jaguar XJ 12 zu beschädigen drohte, beschleunigten die schnellen Katzen mit 6,0-Liter-V12 sogar auf eine Vmax von 245 km/h.

Queen Mum fuhr V12

Höhepunkt und krönender Abschluss der XJ-Limousinen mit staatstragendem Motor – im englischen Königshaus bevorzugte sogar die legendäre „Queen Mum“ Reisen mit dem V12 – wurde die bereits mit finanzieller Unterstützung durch den neuen Konzerneigner Ford im Jahr 1994 eingeführte Serie X300. 1997 musste der V12 Diskussionen um Abgas- und Verbrauchswerte Tribut zollen und dem ersten Jaguar-V8-Motor weichen.

  • Chronik
  • Motorisierungen
  • Preise

1971: Im März Produktionsstart des E-Type Series III mit 5,3-Liter-V12

1972: Im Juli Serienanlauf der Limousine XJ12 Series I. Im Oktober folgt der XJ12 L Series I

1973: Die XJ 12 Limousine wird im September auf der Frankfurter IAA in überarbeiteter Form als Series II vorgestellt. Außerdem feiert das Coupé XJ 12C Weltpremiere auf der IAA .Der V12 debütiert außerdem im Sportwagen Panther J72 V12

1974: Die Limousine Panther De Ville wird ebenfalls von einem Jaguar V12 angetrieben

1975: Produktionsauslauf des E-Type im Februar. Serienstart des neuen Coupés XJ-S 5.3 im September. Schon im April erfolgte der (späte) Produktionsanlauf des Coupés XJ 12C

1977: Das Vladivar I Hydroplane erzielt mit dem V12 einen Geschwindigkeitsweltrekord von 128,4 mph

1979: Auf dem Genfer Salon debütiert der XJ 12 als Series III. Das Coupé XJ 12C lief im Februar aus

1981: Die XJ-Limousine geht im Juli mit modifiziertem Zwölfzylinder als XJ 12 HE in Produktion, das Coupé XJ-S erhält ebenfalls die V12-Maschine in HE-Spezifikation. In der OBA-Offshoremeisterschaft für Motorboote kommen 588 kW/800 PS starke Jaguar Motoren zum Einsatz

1983: Auf dem Genfer Salon debütiert die XJ-Limousine als Serie XJ40 mit 6,0-Liter-V12

1985: Das XJ-S Cabriolet ist als V12 bestellbar

1991: Eine Replikaserie des Jagdflugzeugs Spitfire wird vom 257 kW/350 PS starken V12 angetrieben

1994: Auf dem Pariser Salon feiert der neue Jaguar XJ und Daimler der Serie X300 mit 6,0-Liter-V12 Weltpremiere. Mit kurzem Radstand ist die Serie X300 nur noch auf Sonderwunsch erhältlich

1997: Am 17. April läuft das letzte V12-Triebwerk vom Band

Jaguar E-Type V12 (1971 bis 1975) mit 5,3-Liter-V-Zwölfzylinder (200 kW/272 PS bzw. 232 kW/315 SAE-PS), Vmax 230 km/h

Jaguar XJ 12 Serie I (1972 bis 1973) bzw. Daimler Double Six mit 5,3-Liter-V-Zwölfzylinder (186 kW/253 PS), Vmax 235 km/h

Jaguar XJ 12 Serie II (1973 bis 1979) bzw. Daimler Double Six mit 5,3-Liter-V-Zwölfzylinder (210 kW/285 PS), Vmax 225 km/h

Jaguar XJ-C V12 (1975 bis 1977) bzw. Daimler Sovereign/Double Six mit 5,3-Liter-V-Zwölfzylinder (186 kW/253 PS), Vmax 225 km/h

Jaguar XJ-S V12 (1975 bis 1996) mit 5,3-Liter-V-Zwölfzylinder (210 kW/285 PS), Vmax 235 km/h bzw. ab 1993 mit 6,0-Liter-V-Zwölfzylinder (227 kW/309 PS), Vmax 250 km/h

Jaguar XJ-SC mit 5,3-Liter-V-Zwölfzylinder (202 kW/278 PS), Vmax 232 km/h

Jaguar XJR-S V12 (1991 bis 1993) mit 5,3-Liter-V-Zwölfzylinder (243 kW/330 PS), Vmax 250 km/h

Jaguar XJ 12 Serie III (1979 bis 1992) mit 5,3-Liter-V-Zwölfzylinder (211 kW/287 PS), Vmax 230 km/h

Jaguar XJ 40 V12 (1993 bis 1994) mit 6,0-Liter-V-Zwölfzylinder (229 kW/311 PS), Vmax 248 km/h

Jaguar XJ / X300 (1994 bis 1997) mit 6,0-Liter-V-Zwölfzylinder (229 kW/311 PS), Vmax 250 km/h

Jaguar E-Type V12 Cabriolet (1972): ab 36.050 Mark

Jaguar E-Type V12 2+2 Coupé (1972): ab 39.550 Mark

Jaguar XJ 12 Serie I (1973): ab 41.000 Mark

Jaguar XJ 12 Serie II (1976): ab 47.290 Mark

Jaguar XJ-C V12 (1977): ab 50.500 Mark

Jaguar XJ-S V12 (1976): ab 54.200 Mark

Jaguar XJ-S V12 (1981): ab 59.000 Mark

Jaguar XJ-S V12 (1986): ab 83.900 Mark

Jaguar XJ-S V12 (1990): ab 122.550 Mark

Jaguar XJ-SC V12 (1990): ab 122.550 Mark

Jaguar XJR-S V12 (1992): ab 159.600 Mark

Jaguar XJ 12 Serie III (1981): ab 59.950 Mark

Jaguar XJ 40 (1993): ab 129.500 Mark

Jaguar XJ / X 300 (1994): ab 147.500 Mark

Daimler Double Six (1981): ab 59.950 Mark

Daimler Double Six (1986): ab 91.700 Mark

Daimler Double Six (1990): ab 111.036 Mark

Daimler Double Six (1993): ab 154.300 Mark

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Seine Legende lebt aber fort. Zumal der V12 auch in den raren zweitürigen Versionen des XJ zum Einsatz kam. 1973 debütierte die edlen Coupés auf der IAA, knapp zwei Jahre später startete die Serienfertigung. Im gleichen Jahr ging auch der E-Type-Nachfolger XJ-S an den Start – ebenfalls mit standesgemäßem Zwölfzylinder. Ab 1985 konnten die Fischluftfreunde den feudalen Sportler auch als Cabriolet bestellen, zunächst mit Überrollbügeln, später als klassisch-schönen Sonnenanbeter mit der Kraft der Zwölfzylinder.

Mehr Daimler als Jaguar

Wer es noch exklusiver bevorzugte, wählte die raren Kleinserienexemplare der britischen Edelmanufaktur Panther, die ihre Sportwagen und Limousinen ebenfalls von Jaguar Zwölfzylindern antreiben ließ. Dagegen gehörte die älteste britische Marke, der Hoflieferant Daimler, bereits zu Jaguar. Die exklusivsten XJ-Limousinen wurden deshalb als Daimler Double Six vermarktet. Dies so erfolgreich, dass von der dritten XJ-Serie mehr Daimler- als Jaguar-Zwölfzylinder abgesetzt wurden.       

Erfolgreich waren auch die Motorsporteinsätze des V12. Nicht nur bei Offshorerennen , sondern vor allem bei Rundstreckenmeisterschaften und bei Langstrecken. Vor allem TWR – Tom Walkinshaw Racing – sammelte mit den V12 Siege in Serie. Krönender Höhepunkt war der Triumph bei den 24 Stunden von Le Mans 1990. 45 Jahre nach Entwicklungsstart des V12-Triebswerks errang der XJR 12 LM den Königsthron des Langstreckensports. (red/SP-X)

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