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Bericht: 30 Jahre Nissan Micra – Kleine Kisten

Manchmal machen bereits Namen Millionäre. Seit dem legendären englischen Mini war keine Modellbezeichnung so sehr Mission wie Micra. Der Nissan Micra steht seit 30 Jahren und vier Generationen für knapp und knuddelig, aber auch für das Credo "Kleiner ist feiner".

Lifestyletypen wie das rare Coupé Figaro, die Sonnenstudios Micra Topic mit elektrischem Faltdach und Micra C+C mit klappbarem Hardtop, aber auch immer neue frech-fröhlich lackierte Sondermodelle mit  fast schon luxuriöser Ausstattung und extrascharfe Rallye-Versionen sollten dem Kleinen Charakter verleihen. Eine Lifestyle-Ikone wie der namensähnliche englische Kleinwagen wurde der Micra aber nie. Dafür erwarb er sich den Ruf eines preiswerten und unverwüstlichen Sympathieträgers, der ab der zweiten Generation mit Kuscheltieroptik nicht nur Frauen und junge Autofahrer mitten ins Herz traf. Beste Basis für den kleinsten Nissan, um zum ersten Asiaten zu avancieren, der in England in Millionenauflage vom Band lief.

Insgesamt rund 2,4 Millionen und damit fast jeden zweiten Micra baute bis zum Jahr 2010 allein das Werk Sunderland. Dann wurde die europäische Micra-Produktion zugunsten der Fertigung des neuen Crossover-Kleinwagens Nissan Juke nach Indien verlagert. Von dort versucht der Micra als preiswertes Weltauto an die Erfolge seiner drei Vorgänger anzuknüpfen.  

Warmer Frühlingswind

Publikumspremiere feierte der Micra im März vor 30 Jahren in Japan und dies unter dem passenden Namen March (englisch für März). Denn wie ein warmer Frühlingswind sollte der kantige Kompakte mit kräftigen Motoren und fröhlichen Farben die Herzen erobern. Passend dazu präsentierte eine Marketingkampagne den March als frechen Farbklecks in Nippons Großstadtgrau.

Zum kleinen Kraftzwerg mutierte er wenig später als Turbo und gar ein großer Giftzwerg wurde der March Superturbo mit sequentiell geschaltetem Abgasturbolader und mechanischem Kompressor. 110 PS katapultierten den Kleinen in 7,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, zusammen mit Fahrwerksmodifikationen die Basis für eine weltweit erfolgreiche Motorsportkarriere - und einen Kultstatus in Japan, der dem Mini Cooper vergleichbar war.

Versuchsträger mit E-Antrieb

Ihrer Zeit zu weit voraus fuhren jedoch Versuchsträger mit Elektroantrieb, die es mit dem Typenkürzel EV sogar als Cabriolet gab. Eher charmant waren dagegen streng limitierte Sondermodelle wie der rundliche Be-1 (1985), der praktische Pao in Retroform (1987) oder das hübsche Coupé Figaro (1989), um das ein solcher Hype entstand, das Nissan den Figaro per Losverfahren zuteilen musste. Allein der Figaro mit seinem Roll-Stoffdach erwarb auch in Europa Bekanntheit, Karriere machte der erste Micra mit der internen K10 hierzulande aber durch andere Kompetenzen.

In Deutschland begann die Geschichte des Micra im Jahr 1983. Als Nachfolger des immer ein wenig fernöstlich wirkenden Datsun Cherry überraschte der Micra vor allem mit einer kantigen Karosserieform, die pragmatisch und praktisch wirkte. Von kleinen Europäern wie sie etwa italienische Couturiers zeichneten, war der erste Micra kaum mehr zu unterscheiden.

Profane Stärken

Viele Freunde gewann der kompakte Nissan zudem durch profane Stärken wie seine fast schon legendäre Unverwüstlichkeit. Erste Plätze in Pannenstatistiken zeugten davon ebenso wie etwa eine 2006 in Großbritannien durchgeführte Bestandsaufnahme, wonach noch 30 Prozent der ersten Micra-Generation zugelassen waren, und dies nach bis zu 24jähriger Dienstzeit. Insgesamt wurden in Deutschland über 200.000 Micra der Serie K10 verkauft, ab 1989 auch in fünftüriger Ausführung und als kleiner Sonnenanbeter "Topic" mit elektrischem Faltdach von Webasto.

War der erste Micra konservativ und kantig, wurde der Nachfolger mit dem internen Code K11 ein Kuscheltier auf Rädern. Tatsächlich hatte der Micra-Gesamtverantwortliche Tokuichiro Hosaka bei der Konzeption des K11 ein Hundewelpe vor Augen, wie er später erläuterte. Knuddelig, fröhlich und wieselflink wie ein Jungtier sollte der Neue sein. Sein rundes Design sorgte für höchste Werte auf der Sympathieskala, vor allem bei Frauen und jungen Autofahrern. Aber neben diesem netten Teddybär-Image wartete der 1993 in Deutschland eingeführte Micra auch mit technischen Innovationen auf. Als einer der ersten seiner Klasse verfügte er über serienmäßigen Seitenaufprallschutz, Gurtstraffer, ABS und Airbags sowie sparsame Motoren mit elektronisch gesteuerter, sequentieller Benzineinspritzung.

  • Chronik
  • Wichtige Motorisierungen

1981: Weltpremiere des Nissan Micra als seriennahe Studie "NX-018" auf der Tokyo Motorshow. Codename der ersten Generation ist K10

1982: Im März Vorstellung der Serienversion Nissan "March", Verkaufsbeginn in Japan im Oktober. Bezeichnung der Exportversion Nissan "Micra"

1983: Im März Markteinführung des Nissan Micra in Deutschland

1985: Modellpflege – Außenlänge auf 376 cm gewachsen, neu gestaltete Heckpartie und verbesserte Innenausstattung. Auf der Tokyo Motor Show debütiert der rundliche Be-1, der allerdings nicht nach Deutschland exportiert wird

1986: Im August Einführung des Styling-Pakets "Monte Carlo" u.a. mit Front- und Heckspoiler, Seitenschwellern, Kotflügelverbreiterung, Dachspoiler, Sportfelgen und wahlweise schwarz-roten oder blau-roten Dekorstreifen

1987: Dem japanischen Heimatmarkt vorbehalten bleibt der Pao im Retrodesign

1989: Umfassende Modellpflege, Neugestaltung der Frontpartie. In der Ausstattungslinie "Topic" optional mit elektrischem Faltdach. Außerdem ist der Micra nun auch als Fünftürer lieferbar. Auf der Tokyo Motor Show debütiert das hübsche Retro-Coupé Figaro mit Rolldach, das in einer limitierten Auflage von 20.000 Einheiten verkauft wird. Die glücklichen Kunden werden per Losverfahren ermittelt

1990: Einführung Nissan Micra "Super S" mit Dachspoiler, Seitenschweller, Kotflügelverbreiterungen, in Wagenfarbe lackierten Stoßfängern, Zuschatzscheinwerfern und Breitreifen

1992: Debüt des March bzw. Micra der Serie K11. Vertriebsstart des March in Japan bereits Anfang des Jahres

1993: Deutscher Marktstart für die zweite Generation des Nissan Micra im Januar – nun mit rundlichen Formen statt kantigem Auftritt. Von Beginn an als Drei- und Fünftürer lieferbar. Auf der IAA im September debütiert der Nissan Micra S. Der Verkauf beginnt im November. Kennzeichen sind die Bespoilerung, Seitenschweller und Sportsitze. Der Nissan Micra wird außerdem als erstes japanisches Fahrzeug zum europäischen Auto des Jahres gewählt

1995: In der ADAC Pannenstatistik belegt der Micra den ersten Platz bei den Kleinwagen, vor dem VW Polo

1996: Nur in Japan debütiert der Tango auf March-Basis

1997: Die Studien Bolero und Juke basieren auf dem Micra

1998: Modellpflege mit überarbeitetem Design im März - neuer Grill, größere Scheinwerfer, neue Stoßfänger und neue Rückleuchten sowie lackierte Seitenschutzleisten. Ab Mai ist der Micra auch mit Dieselmotor lieferbar. Im Juni Einführung des Micra Topic mit Faltschiebedach

1999: In Japan erscheint die Kombiversion March Box

2000: Modellpflege im August. Bis 2002 rollen 1,4 Millionen Einheiten des Micra K11 von den Bändern in Sunderland

2002: Vorstellung der dritten Micra-Generation auf dem Pariser Salon. Das Design stammt aus Japan, die Innenraumgestaltung wurde in Europa vorgenommen. Größerer Radstand gegenüber dem Vorgängermodell, dafür eine kürzere Außenlänge. Außerdem wird das viersitzige Hardtop-Coupé-Cabriolet Micra C+C, eine Karmann-Entwicklung, als Studie gezeigt

2005: Modellpflege im Juli. Einführung des Micra C+C im November, Produktion durch Karmann-Mitarbeiter in Sunderland, Großbritannien

2009: Produktionsauslauf Nissan Micra C+C im Frühjahr. Ein Jahr später endet nach insgesamt 1,0 Million Einheiten die Fertigung des Micra K12 in Sunderland

2010: Im März Premiere des Nissan Micra als "Weltauto" auf dem Genfer Salon. Im November Verkaufsbeginn in Deutschland. In dieser vierten Generation ist der Micra nur noch als Fünftürer und mit einem Motor in zwei Leistungsstufen lieferbar. Die Produktion für Europa erfolgt in Indien

Nissan Micra, 1. Generation (1982-1993), mit 1,0-Liter-(37 kW/50 PS bzw. 40 kW/54 PS)-Vierzylinder-Benziner bzw. mit 1,2-Liter-(40 kW/54 PS bzw. 44 kW/60 PS)-Vierzylinder-Benziner

Nissan Micra, 2. Generation (1993-2003), mit 1,0-Liter-(40 kW/55 PS bzw. 44 kW/60 PS)-Vierzylinder-Benziner bzw. mit 1,3-Liter-(55 kW/75 PS)-Vierzylinder-Benziner bzw. mit 1,35-Liter-(60 kW/82 PS)-Vierzylinder-Benziner bzw. mit 1,5-Liter-(42 kW/58 PS)-Vierzylinder-Diesel

Nissan Micra, 3. Generation (2003-2010), mit 1,2-Liter-(48 kW/65 PS bzw. 59 kW/80 PS)-Vierzylinder-Benziner bzw. 1,4-Liter-(65 kW/88 PS)-Vierzylinder-Benziner bzw. 1,6-Liter-(81 kW/110 PS)-Vierzylinder-Benziner bzw. 1,5-Liter-(48 kW/65 PS bzw. 60 kW/82 PS)-Vierzylinder-Diesel

Nissan Micra, 4. Generation (seit 2010), mit 1,2-Liter-(59 kW/80 PS bzw. 72 kW/98 PS)-Dreizylinder-Benziner

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Auto des Jahres

Insgesamt genügend Qualitäten, um als erstes Auto mit japanischem Markenzeichen in Europa zum "Auto des Jahres 1993" gekürt zu werden. Allerdings war der hierzulande verkaufte Micra seit 1992 auch ein echter Europäer. Die Produktion erfolgte in neuer Fertigungsstätte bei Nissan Motor Manufacturing UK im Nordosten Englands.

Vielleicht auch deshalb blieben Spezialitäten wie ein schickes Cabriolet, der Kombi March-Box und verschiedene Entwürfe mit klangvollen Namen wie Tango, Bolero und Juke dem japanischen Heimatmarkt vorbehalten. In Europa mussten neue Designdetails wie Chromornamente und ein Faltschiebedach, aber auch ein von Peugeot zugelieferter 1,5-Liter-Diesel genügen, um den Kleinen bis ins neue Jahrtausend frisch zu halten. Erst dann gelang es dem finanziell schwer angeschlagenen zweitgrößten japanischen Automobilkonzern, einen Nachfolger zu lancieren. Die Allianz mit Renault machte es möglich. Schon das Design des dritten Micra mit dem Code K12 kündete 2002 von einer neuen Ära.

Frauenliebling

Mit groß in die Welt schauenden Scheinwerferaugen, bogenförmiger Silhouette und vergleichsweise hoher und breiter Karosserie wirkte der neue Micra markant und erwachsener. Kaum 20 Monate nach der Vorstellung waren 250.000 Micra von den Bändern im englischen Sunderland gerollt: Bester Beweis für die abermals erfolgreiche Rolle des Micra als Frauenliebling. Nur in einer Karosserievariante entwickelt sich der Kleine zum tragischen Helden. Ausgerechnet das viersitzige Coupé-Cabriolet Micra C+C, eine Karmann-Entwicklung, wird ein veritabler Flop. Zu hässlich ist die bucklige Formensprache des kleinen Sonnenfreunds, da nützt es auch nichts, dass der C+C als erster Micra in die japanische Heimat exportiert wird.

Exportwege bestimmen auch die Karriere des vierten Micra, der auf dem Genfer Salon 2010 als Weltauto Premiere feierte. Der Micra K13 kommt nun als preiswerter Pragmatiker aus dem neuen indischen Werk Chennai nach Europa, während der kompakte Crossover Juke künftig den Platz des Lifestylemodells aus britischer Produktion besetzt. Ob es allerdings genügt, den indischen Micra mit einem optionalen Kompressormotor zu pimpen, um gegen die wachsende Kleinwagenkonkurrenz aus Asien und Europa zu bestehen, wird erst die Zukunft zeigen. (mg/sp-x)

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