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Bericht: 25 Jahre Mercedes-Benz SL (R 129) – Tresor mit Raketen-Schub

Seine Fans verehren ihn als ersten Roadster mit preisgekröntem Design und zugleich tresorartiger Sicherheit. Tatsächlich transportierte der Mercedes SL der Reihe R 129 revolutionäre Innovationen vom automatischen Überrollbügel bis zum Integralsitz.

Besonders begehrt war der SL aber auch wegen bärenstarker V8- und V12-Motoren, die sogar Ferraris von der Überholspur verscheuchten. „Kann sein, dass Sie demnächst zum Frühaufsteher werden“, vermutete die Werbung für die 1989 neu eingeführten Mercedes-Benz Roadster. „Der schönste Grund heißt SL und wartet in der Garage.“ Voraussetzung dafür war allerdings tatsächlich, dass der Cabrio-Fan früh genug aufgestanden war und rechtzeitig eine Vorbestellung platziert hatte. Übertrafen die erstmals auf dem Genfer Salon gezeigten Sportwagen der Baureihe R 129 doch alle Absatzerwartungen. Über 50.000 Bestellungen für den neuen Superstar am Sportwagenfirmament registrierte Mercedes schon vor der Markteinführung im Juni 1989. Zwar war die Produktion des SL aus Kapazitätsgründen von Stuttgart ins Werk Bremen verlegt worden, aber auch dort sprengten die neuen Sechszylinder 300 SL und 300 SL-24 sowie der 500 SL mit Vierventiltechnik und V8-Power alle Planungen, lag die maximale Jahresproduktion doch bei nur 20.000 Einheiten. Weshalb kurzfristig fällige Kaufverträge für den SL zum Spekulationsobjekt mutierten und mit Aufpreisen im fünfstelligen Bereich bezahlt wurden. Dabei wies bereits die reguläre Preisliste den billigsten 300 SL mit knapp 90.000 Mark aus, mehr als Mercedes für einen staatstragenden 500 SE forderte.

Die Faszination des Frischluftkönigs mit elektrohydraulischem Verdeck und serienmäßigem Aluminium-Hardtop aber wurde durch exorbitant hohe Preise scheinbar ebenso gesteigert wie durch eine technische Gigantomanie, die etwa den mit bis 7,3 Liter Hubraum größten V12 der Nachkriegsära hervorbrachte. Mit einer Gesamtauflage von 205.000 Einheiten verfehlte die bis 2001 gebaute Roadster-Reihe R 129 am Ende zwar knapp das Ergebnis ihres über 18 Jahre angebotenen Vorgängers, erzielte dafür aber höhere Stückzahlen pro Jahr. Und das Fieber der Sammler hielt bis zum furiosen Finale des letzten Mercedes-Cabrios mit abnehmbarem Coupédach. Denn zu Beginn des neuen Jahrtausends waren noch einmal die sprichwörtlichen frühen Vögel im Vorteil, wollten sie einen der letzten 13 Zwölfzylinder als SL 600 Mille-Miglia-Sondermodell fangen.

Gefeiertes Design

Noch länger als die immerhin zwölfjährige Bauzeit dieses Oberklasse-Sportwagens dauerte die Entwicklungsphase. So begann die Konzeption der Roadster bereits 1974, dem Jahr der ersten Ölkrise. Vielleicht sollte der Neue deshalb von Beginn an eine Antithese zu den Chromkreuzern der R 107 Modelle sein, auch wenn sich die angedeutete Keilform der SL für die 1990er Jahre erst spät ergab. Zunächst experimentierten die Entwickler mit einem C 129 als Ersatz für die damaligen SLC Coupés, dazu wurde ein leichtgewichtiger R 129 auf Basis des kompakten Mercedes 190 (Serie W 201) angedacht. Ab 1986 kam - wie so oft im Leben - alles anders. Die definitiven skulpturalen und doch sportlichen Proportionen wurden festgelegt. „Das perfekteste Auto, das ich zu verantworten habe“, soll der Mercedes-Designchef Bruno Sacco später gesagt haben. Tatsächlich würdigten Turin und eine internationale Journalisten-Jury die SL-Serie im Jahr 1990 sogar mit dem begehrten „Car Design Award“.

Nicht nur formal übertraf der preisgekrönte Neue seinen Vorgänger. Auch als Schwergewicht schrieb er SL-Geschichte. „Super – Leicht“ bedeutete SL nach der ursprünglichen Diktion von Mercedes, ein Anspruch, dem der allererste 300 SL von 1954 mit einem Gewicht von 1.203 Kilogramm noch mehr als gerecht wurde. Die als Panzer bezeichneten R 107 Roadster (ab 1971) brachten es beladen bereits auf bis zu zwei Tonnen Gewicht, der neue R 129 jedoch je nach Version auf fast 2,4 Tonnen. Das war eine ganze Tonne mehr als Ferrari Mondial Cabrio und 348 Spider wogen, denen der SL mit V8- oder V12-Power in den Fahrleistungen dennoch Paroli bot. Vor allem aber hatten die schwergewichtigen Sternen-Sportler allen offenen Konkurrenten eine beinahe tresorartige Sicherheit voraus. Weder Jaguar XJS Cabrio, noch Maserati Spyder, Porsche 911 Carrera Cabriolet, Cadillac Allanté oder etwa Aston Martin Virage beziehungsweise DB7 konnten mit einem automatisch ausfahrbarem Überrollbügel aufwarten oder anderen technologischen Meilensteinen wie sogenannten Integralsitzen mit integrierten Sicherheitsgurten, Gurtstraffern und Gurthöhenverstellung mit gekoppelter Kopfstützenverstellung.

Viele Innovationen

Hinzu kam das in 30 Sekunden mittels elektrisch angetriebener Hydraulikpumpe zu öffnende oder schließende Faltverdeck, ein abnehmbares Aluminiumdach und alternativ ab der Modellpflege von 1995 sogar ein Panorama-Glasdach mit Sonnenrollo. Neu am Markt war auch ein Windschott, das Zugluft und zugleich Windgeräusche reduzierte. Als Vorstufe eines aktiven Fahrwerks gab es ein adaptives Dämpfungssystem mit verstellbaren Stoßdämpfern und ab dem ersten Facelift bereits ESP. Tatsächlich waren es gerade die permanenten technischen Innovationen und die regelmäßig nachgeschärften Motoren, die den Oberklasse-Sportwagen eine bis dahin unerreichte anhaltende Popularität bei Prominenz und internationalem Geldadel sicherten. Zumal die Technik auch fast fehlerfrei funktionierte. Allerdings profitierte der SL davon, dass seine Technik grundsätzlich in Großserie gebaut wurde, zumal viele Features der S-Klasse zum Einsatz kamen.

Etwa der weltweit größte V12-Benziner, der zuerst in der 1991 eingeführten S-Klasse debütierte, ein Jahr später dann im 600 SL. Ein von der Fachwelt bestauntes Monstrum unter den Mega-Motoren, dem die Techniker fast 400 PS aus sechs Liter Hubraum entlockt hatten. Damals fühlte sich Mercedes in Zugzwang, nachdem die Münchner Konkurrenten schon ein halbes Jahrzehnt zuvor den ersten deutschen Nachkriegs-V12 vorgestellt hatten. Rivale Jaguar dagegen plante derweil, seinen 5,3-Liter-V12 in den Ruhestand zu schicken, nicht zuletzt wegen zu hoher Verbrauchswerte. Dies interessierte jedoch kaum einen kapitalkräftigen Kunden, so schreckte etwa der Normverbrauch des 600 SL von 20,2 Litern im Stadtzyklus niemanden ernsthaft. Im Gegenteil: In der automobilen Königsklasse war bereits 1989 durch den 500 SL ein neues Wettrüsten eingeleitet worden. Übertraf der 326 PS starke V8 doch knapp die Leistung der V12 von BMW, die daraufhin aufgerüstet wurden. Mit dem 220.000 Mark teuren 600 SL lancierte nun Mercedes nicht nur den bis dahin stärksten Schwabenpfeil, sondern auch das kräftigste Cabrio überhaupt.

  • Chronik
  • Produktionszahlen
  • Motoren

1974: Unter der Leitung von Hans Scherenberg beginnt die Entwicklungsarbeit an einem Nachfolger für die 1971 lancierte Roadster-Reihe R 107

1986: Im September wird das endgültige Design der R 129 Reihe festgelegt

1989: Auf dem Genfer Salon feiert die neue SL-Generation der Baureihe R 129 Weltpremiere. Technologische Meilensteine sind u.a. der automatisch ausfahrende Überrollbügel und die Integralsitze mit integrierten Sicherheitsgurten, Gurtstraffern und Gurthöhenverstellung mit gekoppelter Kopfstützenverstellung. Hinzu kommt das in 30 Sekunden mittels elektrisch angetriebener Hydraulikpumpe zu öffnende oder schließende Faltverdeck. Neu ist auch ein Windschott, das Zugluft und Windgeräusche reduziert. Als Vorstufe eines aktiven Fahrwerks gibt es ein adaptives Dämpfungssystem mit verstellbaren Stoßdämpfern. Motoren als 300 SL (Zweiventiltechnik), 300 SL-24 und 500 SL (Vierventiltechnik und mit 326 PS leistungsstärkster Mercedes-Pkw)  

1990: Eine Journalisten-Jury aus zehn Ländern, unterstützt durch die Stadt Turin und die Region Piemont, zeichnet den Mercedes-Benz 300-500 SL aus mit dem „Car Design Award“

1992: Debüt des 600 SL mit 6,0-Liter-V12

1993: Neue Motorisierungen SL 280 und SL 320 mit Vierventiltechnik und seit Juni Neuordnung der Typenbezeichnungen. So wird der 500 SL zum SL 500 und der 600 SL zum SL 600. SL 60 AMG mit 6,0-Liter-V8 und 280 kW/381 PS ist offizieller Bestandteil des Mercedes-Programms

1995: Ab September ist der SL 500 optional und der SL 600 serienmäßig mit ESP lieferbar. Neue Fünfgang-Automatik mit elektronischer Getriebesteuerung für die V8 und V12; ein Jahr später auch für die Sechszylinder. Weltweit erster Tempomat, der bereits bei Tempo 30 arbeitet.  Zugleich erfahren alle SL ein Facelift mit neuem Front- und Heckdesign. Die Seitenwandverkleidungen kontrastieren nicht länger farblich, sondern sind in Wagenfarbe lackiert. Auf Wunsch gibt es ein Glasdach mit Sonnenrollo, das anstelle des serienmäßigen Aluminium-Hardtops montiert werden kann. Als erster SL überhaupt wird der R 129 in limitierten Sonderserien aufgelegt. Insgesamt 17 Sondermodelle werden bis 2001 lanciert mit weit variierenden Auflagen von zehn Stück bis 1.515 Einheiten. Den Anfang macht 1995 eine „Special Edition“, den Schlusspunkt setzt ab 2000 die „Final Edition“

1996: Ab Dezember aktiver Bremsassistent verfügbar

1998: Zweite Modellpflege mit optischen Modifikationen. So sind die Rückleuchten neu gestaltet und Türgriffe und alle Karosserieanbauteile in Wagenfarbe gehalten. V-Motoren statt Reihensechszylinder, neuer V8, alle mit Dreiventiltechnik

1999: SL 55 AMG mit 5,5-Liter-V8 und SL 73 AMG mit 7,3-Liter-V12 werden eingeführt

2001: Am 3. Juli endet die Produktion der Baureihe R 129 nach insgesamt 204.940 Einheiten. Die Nachfolgereihe R 230 startet mit dem SL 500 als erstem Modell

              Mercedes-Benz SL Baureihe R 129  insgesamt: 204.940 Einheiten, davon 10.319 Einheiten SL 280 (1993-1998), 1.704 Einheiten SL 280 mit V6-Motor (1997-2001), 12.020 Einheiten 300 SL (1988-1993), 26.984 Einheiten 300 SL-24 (1988-1993), 32.223 Einheiten SL 320 (1993-1998), 7.070 Einheiten SL 320 mit V6-Motor (1997-2001), 79.827 Einheiten 500 SL/SL 500 (1988-1998), 23.704 Einheiten 500 SL (1997-2001), 11.089 Einheiten 600 SL/SL 600 (1991-2001). Nicht berücksichtigt sind SL 55/60/73 AMG  			

SL 280 mit 2,8-Liter-(142 kW/193 PS)-Sechszylinder-Benziner

SL 280 mit 2,8-Liter-(150 kW/204 PS)-V6-Benziner

300 SL mit 3,0-Liter-(140 kW/190 PS)-Sechszylinder-Benziner

300 SL-24 mit 3,0-Liter-(170 kW/231 PS)-Sechszylinder-Benziner

320 SL mit 3,2-Liter-(170 kW/231 PS)-Sechszylinder-Benziner

320 SL mit 3,2-Liter-(165 kW/224 PS)-V6-Benziner

500 SL mit 5,0-Liter-(235 bzw. 240 kW/320 bzw. 326 PS)-V8-Benziner

SL 500 mit 5,0-Liter-(235 kW/320 PS)-V8-Benziner

SL 500 mit 5,0-Liter-(225 kW/306 PS)-V8-Benziner

SL 55 AMG mit 5,4-Liter-(260 kW/354 PS)-V8-Benziner

SL 60 AMG mit 6,0-Liter-(280 kW/381 PS)-V8-Benziner

600 SL bzw. SL 600 mit 6,0-Liter-(289 kW/394 PS)-V12-Benziner

SL 73 AMG mit 7,3-Liter-(385 kW/525 PS)-V12-Benziner

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Der Hammer: SL 73 AMG

Die Sehnsucht nach mehr PS und Protz ist natürlich nie wirklich gestillt. So durfte nun die neue Tochter AMG helfen. Der 1999 eingeführte SL 73 AMG mit 525 PS freisetzendem V12-Benziner deklassierte sogar Supercars wie den Lamborghini Diablo Roadster und belebte mittels Imagetransfer noch einmal den Absatz der ganzen SL-Reihe. Tatsächlich waren alle leistungsstarken V8 und V12 bis zum Schluss insgesamt stärker gefragt als die sparsameren Sechszylinder. Wenn schon denn schon, lautete das Motto der meisten Mercedes-SL-Käufer. Schließlich sollte der populärste unter den prominenten Sonnenplätzen der Welt durch übermäßige Power kompensieren, was ihn die serienmäßige Tempo-250-Abregelung an Speed-Image kostete. Immerhin: Einigen AMG-Käufern war es doch vergönnt, die 300-km/h-Schallmauer zu knacken.

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